Hubertus Meyer-Burckhardt lebt eine Medienkarriere, wie sie vielfältiger und individueller nicht sein kann. Er war in der Geschäftsleitung der Werbeagentur BBDO und saß im Vorstand der Medienkonzerne Axel Springer AG und ProSiebenSat.1 Media AG. Heute ist er Vorsitzender Geschäftsführer einer großen TV-Produktionsgesellschaft, Journalist, Romanautor, Talkshow-Gastgeber, bildet als Professor für Film und Produktion den kreativen Nachwuchs in Hamburg aus und baute eine Kooperative mit der Filmhochschule in Kalkutta auf. Dem karriereführer erklärte er im Vorfeld seines Besuchs des World Business Dialogue, warum er einige Begriffe aus der Unternehmenswelt grausam findet und zu viel Vernunft das Träumen erschwert.
Zur Person Hubertus Meyer-Burckhardt
Hubertus Meyer-Burckhardt, geboren am 24. Juli 1956 in Kassel, studierte nach dem Abitur zunächst Geschichte und Philosophie in Berlin und Hamburg und wechselte dann zur Hochschule für Fernsehen und Film in München. Nebenbei arbeitete er als Regieassistent am Theater bei Boy Gobert. Ab 1984 entwickelte er Werbespots für große Marken wie Pepsi, Wrigley und Audi. 1988 stieg er als Creative Director und Member of the Board bei der internationalen Werbeagentur BBDO ein. 1992 wechselte er in die Filmbranche und gründete mit der Produktionsgesellschaft ndF die Akzente Film- und Fernsehproduktion. Für seine Produktionen erhielt er mehrere Adolf-Grimme-Preise und als erster deutscher Produzent eine Emmy-Nominierung.
Ab 2001 war er Vorstandsmitglied der Axel Springer AG; 2004 war er zunächst Aufsichtsrats- und dann auch Vorstandsmitglied des TV-Konzerns ProSiebenSat.1. Seit 2005 ist er Professor an der Hamburg Media School und leitete bis Januar 2012 den Bereich Produktion. Seit 2006 ist er Vorsitzender Geschäftsführer der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft, die Erfolgsserien wie „Doctor’s Diary“ und „Das Traumschiff“ sowie Kinoproduktionen wie den Monologfilm „Kleine Lichter“ mit Franka Potente verantwortet. Zudem moderiert er zusammen mit Barbara Schöneberger die „NDR Talk Show“ und ist Gastautor der Musikzeitschrift „Rolling Stone“. 2011 veröffentlichte er seinen ersten Roman „Die Kündigung“. Nebenbei engagiert er sich im Beirat seiner Heimatstadt Kassel – international bekannt für die Kunstausstellung dOCUMENTA. Hubertus Meyer-Burckhardt ist Vater von zwei Kindern und lebt – wenn er nicht unterwegs ist – in Hamburg.
Der World Business Dialogue ist ein Ort der Begegnung. Aus allen Ecken der Welt sind Studenten und Referenten nach Köln aufgebrochen. Wie ist das bei Ihnen: Brechen Sie lieber irgendwohin auf oder kommen Sie lieber irgendwo an?
Ersteres, ganz eindeutig. Ich habe schon als Kind Lufthansa-Piloten, Hochseekapitäne und Fernfahrer bewundert. Ich habe meine Heimat in der Welt gesehen und mein Glück in der Bewegung.
Wie zeichnet sich dieses Glück aus?
Ich empfinde Bewegung als etwas Befreiendes. Wahrscheinlich bin ich damit das krasse Gegenteil des sogenannten Schollenmenschen. Also von Leuten, zu deren Glücksgefühl es gehört, in der Region zu leben, in der sie geboren und aufgewachsen sind. Dieses Gefühl besitze ich kaum.
Leider. Oder Gott sei Dank.
Was denn nun, leider oder Gott sei Dank?
Es ist sicher eher Gott sei Dank, da ich dieses Heimatgefühl nicht vermisse. Was ich dagegen genieße, ist Freiheit und Unabhängigkeit. Ich kann zu jeder Zeit dort hingehen, wo es mir gefällt. Ich kann aber auch jederzeit wieder gehen.
Sind Sie kein bisschen neidisch auf Menschen, die ihr Leben lang an einem Ort ihre Heimat finden?
Das Wort Neid ist mir fremd. Aber ich verspüre doch eine Melancholie, wenn ich zum Beispiel in Bayern bin und Menschen beobachte, die sich dort wohlfühlen und eine echte Verbindung zu ihrer Heimat besitzen. Ich glaube, jede komplexe Persönlichkeit – und als solche sehe ich mich bei aller Bescheidenheit – trägt eine Dialektik in sich. Die Frage ist nun: Welcher Seite gebe ich den Vorzug? Und ich entscheide mich in der Regel für die Seite des Aufbruchs, für das Abenteuer.
Glauben Sie, dass sich viele Menschen zu Beginn ihrer Karriere für die andere Seite entscheiden?
Ich habe tatsächlich den Eindruck, dass junge Frauen und Männer heute vernunftbegabter sind. Sie nähern sich ihren Emotionen nur mit Vorsicht und lassen ihr Bauchgefühl nur zu, wenn absolut keine Gefahr im Verzug ist. Ich habe das immer genau andersherum gemacht. Mich führen bis heute meine Emotionen durchs Leben.
Das klingt nach dem Geist des Rock ’n’ Roll.
Rock ’n’ Roll ist eine Lebenshaltung, die impliziert, dass das Leben aus Siegen und Niederlagen besteht – auf jeden Fall aber aus Freiheit und Unabhängigkeit. Rock ’n’ Roll steht für ein pralles Leben. Dafür, dass ich Risiken eingehe und mich dabei eher an den Chancen orientiere als an den Gefahren.
Ist diese Idee der Freiheit denn mit einer beruflichen Karriere vereinbar?
Warum denn nicht? Ich kann doch sehr wohl Verantwortung für mich und auch für andere übernehmen und mir dennoch vornehmen, kein von Sicherheiten bestimmtes und amplitudenarmes Leben zu führen, sondern die Höhen und Tiefen meines Lebens zu genießen.
Wie genießen Sie denn die Tiefen Ihres Lebens?
Lächelnd.
Und mit der Gewissheit, dass es bald wieder aufwärtsgeht?
Nicht mit der Gewissheit, sondern mit einer begründeten Zuversicht.
Woher bekommt man eine solche Gelassenheit?
Ich nehme seit jeher mich selber nicht sehr wichtig – die Menschen um mich herum aber ernst. Für mich bedeutet das: Ich bin mir der Zerbrechlichkeit meiner beruflichen und körperlichen menschlichen Existenz bewusst. Man sagt, in jedem Sieg stecke der Keim der Niederlage und in jeder Niederlage der Keim des Sieges. Da ist was dran. Überlegen Sie doch mal, wie viele Menschen Sie kennen, denen ein ununterbrochen erfolgreiches Leben beschert ist. Ich freue mich für jeden Menschen, dem das gelingt. Aber viele sind es nicht.
Director’s Cut
Als PDF lesen.
Englische Version lesen.
Glauben Sie nicht, dass viele Unternehmen heute eine Unternehmensphilosophie nach außen tragen, die ihre Mitarbeiter dazu ermutigen soll, eine eigene Work-Life-Balance zu finden?
Solche Unternehmen wird es sicher geben. Aber gestatten Sie mir, dass ich auf zwei grausame Begriffe eingehe, die Sie in Ihrer Frage benutzt haben. Erstens „Unternehmensphilosophie“: Der anspruchsvolle Begriff der „Philosophie“ sollte nicht mit der strategischen Ausrichtung eines Unternehmens in einen Topf geschmissen werden. Zweitens „Work-Life-Balance“: Dieser Begriff impliziert, dass „Life“ nur existieren kann, wenn „Work“ nicht ist. Ich bin ein strikter Gegner dieser protestantischen Zweiteilung in Leben und Arbeit. Ich bin nie privat. Ich bin aber auch nie im Dienst. Darf ich Ihnen in diesem Zusammenhang noch einen Begriff nennen, den ich nicht mag?
Nur zu.
„Zukunftsfähig“. Ich könnte platzen, wenn ein Manager sagt, er halte sein Unternehmen oder seine Branche für „zukunftsfähig“ – und dafür sogar noch ein positives Feedback erhalten möchte. Man sollte als junger Mensch, der sich für ein Unternehmen interessiert, unbedingt die Außendarstellung auf solche Worthülsen abklopfen. Wer an dieser Stelle genau hinschaut, wird fabelhafte Unternehmen entdecken, die wirklich etwas zu bieten haben. Aber man wird auch Arbeitgeber entdecken, die sich mit solchen Hülsen eingedeckt haben – wobei die Chance groß ist, dass Sie in diesen liederlich geführten Unternehmen niemanden finden werden, der auch nur ansatzweise an diese Begriffe glaubt.
Sie sind als Professor an der Hamburg Media School hin und wieder in Kalkutta. Was lernt jemand, der noch nie in Indien war, in einer Woche Indien über das Leben?
Es gibt in der bengalischen Sprache ein Sprichwort, das übersetzt lautet: „Ob Sie glücklich sind, ist zunächst eine Frage der persönlichen Entscheidung und erst dann eine Frage des Schicksals.“ Das mag ich. Ich schätze an der indischen Gesellschaft auch, dass die eigenen individuellen Ansprüche im Schatten der Gemeinschaftsleistung stehen. Zudem ist die Stimmung des Aufbruchs schon alleine wegen der demografischen Besonderheiten faszinierend: Von den rund 1,1 Milliarden Indern sind 40 Prozent jünger als 25. In der 13-Millionen-Einwohner-Stadt Kalkutta leben und wirken damit fünf bis sechs Millionen Menschen unter 25. Diese Gesellschaft ist also im Vergleich zu Europa unglaublich jung. Und sie mag den Wettbewerb, sie versteht ihn als eine natürliche Energie. Gegenüber Lehrenden sind die Studierenden zwar diszipliniert, aber auch kritisch.
Haben die Menschen dort mehr Mut zu träumen – und diese Träume auch zu verwirklichen?
Es fällt mir als gelegentlicher Besucher Indiens schwer, über die Träume der Menschen dort zu urteilen. Was ich aber beobachte, ist, dass die jungen Menschen in Europa scheinbar schon Schwierigkeiten dabei haben, überhaupt Träume zuzugeben – geschweige denn, sie zu leben.
Sie haben einmal erzählt, dass Sie sich vor dem Einschlafen vorstellen, wie Ihr Leben in Ihrem Lieblingsfilm aussehen würde.
Eine stets sehr beglückende Vorstellung, ja.
Warum aber fällt es der jungen Generation so schwer, überhaupt Träume zu entwickeln?
Zum einen liegt es sicher daran, dass viele europäische Frauen und Männer Mitte 20 sogenannte Helikopter-Eltern hatten. Also partnerschaftlich denkende Mütter und Väter, gegen die es sich nicht zu rebellieren lohnte und die ihren Söhnen und Töchtern sehr vernunftorientierte Empfehlungen gegeben haben, die alles waren, nur nicht abenteuerlich. Hinzu kommt, dass viele der europäischen Mittzwanziger aus einem eher vermögenden Elternhaus stammen und die Söhne und Töchter nun davon geleitet sind, dieses Vermögen zu verteidigen oder am Vermögen zu partizipieren.
Sie sind Jahrgang 1956. Spielte das Materielle eine andere Rolle, als Sie Mitte 20 waren?
Geld und Vermögen waren deutlich weniger wichtig. Wir kamen irgendwie durch. Und das reichte uns. Die jungen Männer brauchten damals übrigens auch keine materiellen Dinge, um dem anderen Geschlecht zu imponieren. Ich komme nicht aus reichen Verhältnissen, aber das hat die Mädchen damals nicht gestört. Ganz weit vorne war, wer die regenbogenfarbene Suhrkamp-Taschenbuchreihe komplett im Regal hatte – und so teuer war die nicht.
Noch einmal zurück zu den Mittzwanzigern von heute: Was raten Sie dieser Generation? Wie kann sie die Abenteuerlust für sich entdecken?
Sie sollte zunächst einmal nicht die Eltern dafür verantwortlich machen, dass Abenteuerlust und Träume fehlen. Stattdessen sollte sie sich ihren Ängsten stellen – und vor allem nicht darauf setzen, dass diese Ängste irgendwann ganz von alleine verschwinden. Aufbrechen muss jede Generation schon selbst!
Professur an der Hamburg Media School
Hubertus Meyer-Burckhardt ist seit 2005 Professor an der Hamburg Media School (HMS) und leitete dort seit 2007 mit Richard Reitinger den Masterstudiengang Film sowie seit 2012 die internationale Koproduktion. Im Januar 2012 gab er die Leitung an Richard Reitinger ab. Für die HMS baute er eine Kooperation mit der Filmhochschule Kalkutta, der Roopkala Kendro, auf und lehrt dort mehrfach jährlich.
Inzwischen sind auch seine Studierenden erfolgreiche Filmemacher und werden mit Preisen ausgezeichnet: Jüngstes Beispiel ist Max Zähle, dessen Film „Raju“ internationale Preise gewann, darunter den Student Academy Award („Studenten-Oscar“), und für den Oscar 2012 in der Kategorie „Live-Action-Kurzfilm“ nominiert wurde. Neben dem Filmstudium bietet die Hamburg Media School auch Masterstudiengänge für Medienmanagement und Journalismus an.
Vielleicht fehlt es an Themen?
Aber nein, die gibt es doch in Hülle und Fülle! Wir hatten damals den Vietnamkrieg, gegen den wir protestiert haben – unabhängig von der Frage, ob der Protest politisch richtig war. Ich denke aber, dass die hässliche Seite des Kapitalismus, zum Beispiel unser Verhältnis zu Afrika, das man durchaus auch als Ausbeutung bezeichnen kann, ein genauso starkes Protestthema ist. Und es hätte der jungen Generation gut angestanden, nicht darauf zu warten, von den Eltern wachgeküsst zu werden, sondern selber zu definieren: Das ist nicht die Welt, in der wir leben wollen.
Aber die Impulse, endlich etwas zu tun, werden von Älteren gesetzt. Stéphane Hessel landete mit seiner Aufforderung „Engagiert Euch!“ einen Bestseller. Der Mann ist 94 Jahre alt.
Und es ist doch bezeichnend, dass die friedliche Nutzung der Atomenergie in Deutschland jetzt auf Initiative der fast 60 Jahre alten Christdemokratin Angela Merkel beendet worden ist und nicht von jungen Konservativen! Ich glaube, die junge Generation muss aufpassen, dass sie nicht eine neue Biedermeierepoche anstrebt und die Sehnsucht nach Idylle und Überschaubarkeit alles andere überdeckt.
Man sprach im Biedermeier vom Vollglück in der Beschränkung. Was wäre daran so fatal?
Die junge Generation wird gebraucht! Es ist ja nicht so, dass sich unsere Welt in einem vorzüglichen Zustand befindet, und es ist sehr problematisch, dass jemand, der offen sagt, er wolle die Welt verbessern, ein unverständiges Lächeln erntet. Ich bin jemand, der da gerne belächelt wird. Ich habe diese romantische Idee, meinen minimalen Beitrag dazu zu leisten, die Welt einen Hauch zu verbessern. Wenn ich in rund 25 Jahren von der Erde abtrete, möchte ich es in dieser Hinsicht zufrieden tun.
Ihr Zwischenfazit?
Fällt positiv aus. Muss es auch, denn ich halte nichts davon, ein solches für mich zentrales Anliegen auf später zu verschieben.
Ist es heute einfacher möglich, auch als Führungskraft eines Unternehmens diesen Unterschied auszumachen? Eine Reihe von Companies rühmt sich ja damit, mit ihren Produkten die Welt verbessern zu wollen.
Ich befürchte, das ist heute so schwer, wie es schon immer war. Sie müssen bedenken, dass Sie in Unternehmen immer auf Menschen treffen werden, die eben nichts verändern möchten. Die vor allem hoffen, dass sie den Job behalten, den sie haben. In Unternehmen Veränderungen durchzusetzen, ohne dass einige Mitarbeiter zu Verlierern werden, sondern möglichst alle von dem Wandel profitieren, klingt in der Theorie sehr verlockend, ist in der Praxis aber eine enorm große Herausforderung. Die großen Segnungen eines großen Unternehmens sind anderer Natur als die Förderung der Selbstständigkeit. Und je länger man diese Annehmlichkeiten genießt, desto schwerer ist es, im Unternehmen zur eigenen Persönlichkeit zurückzufinden. Irgendwann wird es dann sogar unmöglich. Daher lohnt es sich, möglichst früh auf seine Selbstständigkeit zu beharren.
Welche Rolle spielt in der Debatte um die geringe Abenteuerlust der jungen Generation der Medienkonsum? Glauben Sie, dass im Internet und in den sozialen Netzwerken Zeit vergeudet wird, die man anderswo besser nutzen könnte?
Ich halte nicht viel von solchen kulturpessimistischen Gedanken. Die gab es schon im 19. Jahrhundert, als die ersten Straßenlaternen installiert wurden; manch kritischer Geist vermutete damals, Straßenbeleuchtungen generierten die Sünde. Bei der Erfindung des Radios befürchteten diese Stimmen, damit werde die Hausmusik abgeschafft. Und spätestens bei der Einführung des Privatfernsehens in Deutschland stand der definitive Untergang der abendländischen Kultur an. Es wird Ihnen gelingen, jede Medieninnovation mit der Gefahr, die sie mit sich bringt, zu spiegeln. Ich finde es aber viel spannender, den Fokus auf die jeweils neuen Möglichkeiten zu legen.
Ich würde gerne zum Abschluss noch einmal auf den Rock ’n’ Roll zurückkommen. Welche Rocksongs sind besonders eng mit Ihrer Persönlichkeit verbunden?
„Tumbling Dice“ von den Rolling Stones und „Born Loose“ von Rod Stewart
Was haben diese beiden Songs, was andere nicht haben?
Rauheit. Direktheit. Ein guter Rocksong hat viel Hauptsatz, wenig Nebensatz. Viel Indikativ, wenig Konjunktiv. (überlegt) Ich finde, dass derzeit in der Welt wahnsinnig viel moderiert wird. Die Hauptanstrengung gilt der Suche nach dem Konsens. Getan wird dagegen viel zu wenig. Ein guter Rocksong lehnt sich gegen diese Konsensgesellschaft auf. Darum ist in meinen Augen der Geist des Rock ’n’ Roll gerade heute wieder sehr zeitgemäß.
Wenn nicht sogar zukunftsfähig …
Das haben Sie gesagt.
Sie sind Gast des World Business Dialogue und nehmen an einer Paneldiskussion teil. Angenommen, Sie dürften kurz vor der Mittagspause die Konferenz mit einem Song beschallen, welchen würden Sie da wählen?
„Born to Run“ von Bruce Springsteen.
Ein Lied über den Aufbruch.
Auf jeden Fall. Aber auch ein sehr männlicher Song, denn ich habe das Gefühl, dass ein bestimmter Männertypus, zu dem ich mich noch zählen darf, langsam, aber sicher verschwindet. Die Frauen werden immer mächtiger. Das ist sehr gut. Nur: Ich glaube, dass die jungen Männer von heute eine Prise Testosteron mehr gebrauchen könnten.
Das Buch: „Die Kündigung“
Was passiert mit einem Menschen, der sein gesamtes Leben auf seine Karriere ausgerichtet hat und dann erfährt, dass er gekündigt ist? In seinem ersten Roman erzählt Hubertus Meyer-Burckhardt die Geschichte von Simon Kannstatt, einem Controller, dessen einziger Lebenssinn die Arbeit ist. Als ihm sein Chef kündigt, fällt er aus allen Wolken.
Unter Schock lebt er zunächst einmal weiter, als sei nichts geschehen, igelt sich in der Vielflieger-Lounge ein und plant gedanklich einen Rachefeldzug gegen seinen Exchef. Doch nach und nach verliert er die Kraft, weiterhin die Fassade des erfolgreichen Karrieristen aufrechtzuerhalten. Es entpuppt sich ein anderer Simon Kannstatt: der Träumer und Idealist, der er früher einmal war. Nach einem Transatlantikflug zieht er in eine schräge Pension ein und nimmt einen Job in einem Plattenladen an. In diesem Gegenentwurf zu seiner alten Businesswelt beginnt der Protagonist, endlich wieder auf seinen Bauch zu hören und sich seinen Träumen zu stellen.
Ein unterhaltsamer Roman – aber auch ein sprachgewaltiges Plädoyer für mehr Freiheit und Abenteuergeist.
Hörprobe
Verlag: Ullstein Hardcover 2011. ISBN: 978-3550088490. 18,00 Euro.
Verlag: Ullstein Taschenbuch (ab 13. Juli 2012). ISBN: 978-3548284576. 8,99 Euro.
Audio CD Verlag: Edel Germany CD/DVD. ISBN: 978-3981474008. 17,99 Euro, erschienen bei www.hypertension-music.de.
Facebook-Seite zum Hörbuch „Die Kündigung“
Hubertus Meyer-Burckhardt liest aus seinem Buch „Die Kündigung“ auf www.erlesentv.de.