Dr. Benedikt Herles ist Autor und Investor. Er hat Volks- und Betriebswirtschaftslehre studiert und sich in seiner Doktorarbeit mit dem Entstehen ökonomischer Werte beschäftigt. Heute ist er als Risiko-Investor für Vito Ventures tätig und weltweit unterwegs, um Start-ups mit Kapital zu versorgen. Dabei erlebt er die Trends und Revolutionen diverser Branchen an vorderster Front. Mit seinem neuesten Buch „Zukunftsblind. Wie wir die Kontrolle über den Fortschritt verlieren“ zeichnet er eine Zukunftsvision und entwickelt zugleich einen politischen Zehn-Punkte-Plan. Im Interview verrät er, welche Schritte seine Generation machen könnte, um mit gutem Beispiel voran zu gehen. Das Interview führte Elisa Maifeld.
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Herr Herles, steht unsere Welt schon heute auf dem Kopf?
Wer Nachrichten schaut, könnte zu dem Schluss kommen. Die politischen Beben der letzten Jahre und die Flut an ungelösten Problemen machen tatsächlich nachdenklich. Aber noch können wir handeln. Ich bleibe Optimist.
Die technologisch-wissenschaftliche Entwicklung der letzten Jahre war rasant, in Ihrem Buch warnen Sie vor den Konsequenzen. Was haben wir zu befürchten?
Wir erleben eine Art Fortschrittsexplosion. Mit ihr gehen Chancen und Risiken einher. Wenn wir Wirtschaft und Sozialsysteme nicht an die neuen technologischen und ökonomischen Realitäten anpassen, dann setzen wir die Gesellschaft enormen Fliehkräften aus. Das ist eine Gefahr für die Demokratie.
Sie warnen Ihre Generation und die folgende: Wir sind blind vor dem, was die digitalisierte Zukunft bringt. Was wünschen Sie sich?
Zunächst einmal wünsche ich mir andere Debatten. Wir reden seit Jahren über Flüchtlinge oder Diesel-Fahrverbote – ganz sicher nicht die größten Herausforderungen unseres Landes. Dagegen diskutieren wir zum Beispiel nicht, wie ein Sozialstaat in Zeiten von Robotern und künstlicher Intelligenz funktionieren kann, oder wie wir mit den bahnbrechenden Innovationen in der Biotechnologie umgehen. Anders ausgedrückt: Der Gesellschaft fehlt eine Vision. Wir steuern ohne Plan in eine völlig andere Zukunft.
Stichwort: Arbeitstrends. Worauf müssen sich BWLer in Zukunft einstellen?
Niemand weiß, wie die Zukunft genau aussieht. Nur eines ist sicher: Der Wandel wird immer schneller und radikaler. Die Welt verändert sich in bahnbrechendem Tempo. Was man heute in der Uni lernt, ist morgen schon von gestern. Offenheit und die Bereitschaft, sich ein Leben lang immer wieder neu zu erfinden, sind deshalb wichtiger denn je.
Buchtipp
Benedikt Herles: Zukunftsblind. Wie wir die Kontrolle über den Fortschritt verlieren. Droemer HC 2018, 19,99 Euro.