StartBauingenieure„Es müssen mehr Ingenieure fortgebildet werden“

„Es müssen mehr Ingenieure fortgebildet werden“

BIM soll ab 2020 bei allen neu zu planenden Projekten des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) eingesetzt werden. Über die Voraussetzungen sprach karriereführer-Autor Christoph Berger mit Georg Reitschmidt, Managing Director des 5D Instituts in Friedberg (Hessen) und Mitausrichter des Kongresses „Infrastruktur digital planen und bauen 4.0“.

Georg Reitschmidt,Foto: 5DInstitut
Georg Reitschmidt,Foto: 5DInstitut

Herr Reitschmidt, ist BIM im Infrastrukturbereich schon stärker als in anderen Baubereichen angekommen?
Die großen Auftraggeber, die Deutsche Bahn und die DEGES, treiben das Thema aktiv voran. Und ebenso fordert und fördert das BMVI als zuständiges Ministerium die in seinem Zuständigkeitsbereich liegenden öffentlichen Auftraggeber zum Thema BIM – die laufenden Pilot- und Regelprojekte werden wissenschaftlich begleitet, um Erkenntnisse zu sammeln und diese dann zu multiplizieren. Im Hochbau gibt es hingegen bei der öffentlichen Hand bisher nur eine Zielsetzung, aber keine konkrete Umsetzung. Allerdings sind im privaten Sektor vor allem bestimmte Generalunternehmer im Bereich BIM schon sehr aktiv, da sie den Mehrwert für sich erkannt haben. Der Infrastrukturbereich hat aktuell durch seine öffentlichen Pilotprojekte so zwar eine besondere Strahlkraft, ist dem Hochbau aber nur im öffentlichen Bauen voraus. Im Infrastrukturbereich kommen zudem die Vorteile von BIM besonders zum Tragen, da Auftraggeber, Nutzer und Betreiber aus demselben Konzern stammen.

Die erste Phase des dreistufigen Plans zur Einführung von BIM wurde in diesem Jahr abgeschlossen, die dazugehörigen Pilotprojekte wurden ausgewertet. Was sind die Kernergebnisse dieser ersten Phase?
Die Auswertung der Pilotprojekte geht weiter: Hier sind vor allem die Begleitforschungen BIM4RAIL und BIM4INFRA zu nennen. Die Pilotprojekte haben bisher viele gute Erkenntnisse geliefert, aber auch gezeigt, wie schwer es ist, bei einem Infrastrukturprojekt mit einer Laufzeit von fünf bis zehn Jahren in kurzer Zeit Erkenntnisse zu gewinnen. Die Normung wird national und international aktiv vorangetrieben – hier sind wir auf einem guten Weg. Beim Thema Ausbildung sind sowohl Auftraggeber als auch Auftragnehmer noch zurückhaltend, hier muss definitiv mehr getan werden.

https://5d-institut.de
http://bim-kongress.de

Und welche weiteren Schritte müssen nun folgen?
Das BMVI ist mit der Gründung eines BIM Kompetenzzentrums auf einem guten Weg. Denn: Das Thema muss mehr in die Breite gebracht und es müssen mehr Ingenieure fortgebildet werden. Anders wird die Bearbeitung aller neuen Infrastrukturprojekte ab 2020 nach der BIM-Methodik, wie vom BMVI gefordert, nicht machbar sein.

Mal von BIM abgesehen: Welche weiteren Digitalisierungslösungen sind für den Bau noch interessant?
Es gibt für BIM viele Definitionen, daher lässt sich einiges nicht leicht abgrenzen. Große Potenziale liegen aber in der Zulieferkette: Das reicht von der Bestellung des Materials bis zum digitalen Lieferschein. Dort gibt es noch viel zu optimieren. Auch die Automatisierung und die Robotik im Bau werden sicher zunehmend eine Rolle spielen – vor allem aufgrund des Mangels an Facharbeitern auf den Baustellen und steigenden Investitionen. Ein weiteres Thema wird die digitale Baufabrik mit einer höheren Vorfertigung werden. Hier könnte der europäische Markt zunehmend unter Druck geraten durch Zulieferer aus Fernost.

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