Angelina Kirsch ist ausgebildete Handelsassistentin und hat unter anderem Betriebswirtschaftslehre an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel studiert – bevor sie 2012 als Model entdeckt wurde. Heute ist sie das Gesicht vieler bekannter Marken und gilt als Deutschlands erfolgreichstes Curvy-Model. Sie macht weltweit Foto-Shootings und läuft bei Modeschauen in Mailand und Madrid. Bei der RTL-Show „Let‘s Dance“ wurde sie Dritte. Seit 2016 gehört sie zur Jury der RTL-II-Castingshow „Curvy Supermodel – Echt. Schön. Kurvig“. Das Interview führten Christiane Martin und André Boße.
Frau Kirsch, wann war Ihnen zum ersten Mal bewusst, dass Sie eine Karriere als Curvy-Model starten?
Der erste Moment war, als ich in einem Hotelzimmer auf dem Bett saß, vor mir mein Laptop, auf dem ich meine Bachelorarbeit finalisierte. Am nächsten Tag hatte ich den ersten von vielen Model-Jobs für die folgenden Wochen. Ich erinnere mich noch genau an das Gefühl der Dankbarkeit in diesem Moment und an die Freude.
Welche Kompetenzen sind in Ihrer Branche wirklich von Bedeutung?
Natürlich ist die Optik sehr wichtig! Aber unerlässlich ist auch eine gewisse Umsichtigkeit, Disziplin, Konzentration und Professionalität. Das fängt an mit der richtigen Ernährung, geht über die richtige Vorbereitung des Jobs, die Teamfähigkeit beim Job … es ist tatsächlich ein Gesamtpaket.
Finden Sie, dass „Kleider Leute machen“? Oder ist das ein überkommenes Klischee?
Ich denke schon, dass man sich je nach Outfit anders fühlen kann. Mode ist ein tolles Mittel, etwas auszudrücken, ohne dass man etwas sagt. Und ich glaube, dass man mit der richtigen Kleidung immer noch ein bisschen mehr aus den Menschen machen kann. Wichtig ist dabei immer, dass man sich in der Kleidung gut fühlt!
Benötigen Sie Ihre in Ausbildung und Studium erworbenen Fähigkeiten heute manchmal noch?
Oh das ist eine gute Frage! Sowohl Ausbildung als auch Studium haben mich viel Disziplin und Eigenverantwortung gelehrt. Die ist tatsächlich ganz unerlässlich! Allgemeinbildung ist grundsätzlich immer gut beim Job, damit man sich gut unterhalten kann. In meiner kaufmännischen Ausbildung habe ich gelernt, wie ich Menschen erreichen kann, auch wenn sie sich nicht gleich auf mich einlassen wollen. Auch den Umgang mit Make-up habe ich in meiner Ausbildung gelernt und das hat mir tatsächlich bei einigen Jobs im Ausland geholfen, wenn es mal keine Visagistin vor Ort gab. Mein Studium der Sprachwissenschaft hat mir einmal in Schweden geholfen, als ich den Kunden verstehen konnte, ohne die Sprache zu sprechen. Da fallen mir sicher noch mehr kleine Beispiele ein …
Glauben Sie, dass sich die Frauenbilder in der Werbung und in den Medien langsam aber sicher wandeln? Oder tut sich hier mit Blick auf Sexismus und Bodyshaming immer noch viel zu wenig?
Es ist schon Einiges passiert, das kann man getrost sagen! Die Gesellschaft ist sensibler für das Thema geworden. Aber die Selbstverständlichkeit fehlt einfach noch. Es ist noch viel Luft nach oben …
Welche Berufserfahrung aus der Model- und Medienwelt können Sie Berufsanfängern aus dem Bereich Handel mit auf den Weg geben?
Wichtig ist immer, dass man sich auf die Dinge und Aufgaben einlässt, die uns erwarten. Dabei sollten wir diszipliniert sein, alles geben und dankbar für jede Chance sein. Dabei darf der Spaß an der Sache nicht zu kurz kommen. Nur durch harte Arbeit und Anstrengung kommt der Erfolg, nichtsdestotrotz müssen wir uns bei allem Engagement selbst treu bleiben, damit wir die Früchte der Arbeit auch genießen können.