StartDigitalDas letzte Wort: „Die richtige Balance zwischen analog und digital“

Das letzte Wort: „Die richtige Balance zwischen analog und digital“

David Sax im Gespräch David Sax lebt in Toronto in Kanada. Er ist freier Journalist unter anderem für die New York Times und Bloomberg Businessweek, und er hat zahlreiche Sachbücher geschrieben. Weil ihm auffiel, dass die Menschen wieder mehr und mehr altmodisch erscheinende Angebote nutzen – von der Schallplatte bis zum Notizbuch –, befasste er sich mit dem Analogen in digitalen Zeiten. Das Interview führte Sabine Olschner.

Besitzen Sie ein Handy?
Ja, natürlich.

Und wie oft benutzen Sie es?
Viel zu oft (lacht).

Wenn Sie offenbar selber so abhängig sind von digitalen Geräten, warum denken Sie, dass das Analoge immer wichtiger wird in unserem Leben?
Gerade weil digitale Geräte unser Leben so stark bestimmen, wird das Analoge wieder mehr zum Gegengewicht, das wir uns wünschen und wertschätzen. Das Analoge, von dem wir glaubten, dass es doch nur physisch und deshalb per se begrenzt sei, zeigt plötzlich wieder seine Vorteile.

Denken so auch junge Leute, die das Analoge ja niemals so richtig kannten, weil sie mit dem Digitalen aufgewachsen sind?
Bei meinen Recherchen ist mir aufgefallen, dass bei allen analogen Unternehmungen, die derzeit neu entstehen – seien es Papierprodukte, analoge Fotografie oder Bücher – junge Menschen die Gründer sind. Sie sehen das Analoge nicht als etwas Nostalgisches, sondern als etwas Neues, etwas Cooles. Digitales hingegen ist für sie etwas völlig Normales, das zu ihrem Leben gehört und immer da war.

Der Titel Ihres Buches „Die Rache des Analogen“ klingt, als ob das Analoge das Digitale verdrängen wolle.
Ich glaube nicht, dass das Auferstehen des Analogen den Tod des Digitalen bedeutet. Aber Fakt ist: Analoge Unternehmen, denen keine Zukunft vorhergesagt wurde, wie etwa dem Buchmarkt, machen vielfach mehr Gewinn als die digitalen. Schauen Sie sich Unternehmen wie Spotify oder Amazon an, die seit Jahren Verluste in Kauf nehmen, nur weil sie marktbeherrschend sein wollen. Das meinte ich mit „Rache“: Das Analoge, das von vielen totgesagt worden war, ist auferstanden – und kann gut parallel zum Digitalen existieren. Menschen müssen einfach die richtige Balance im Umgang mit analogen und digitalen Dingen finden.

Buchtipp

Cover Die Rache des AnalogenDavid Sax: Die Rache des Analogen. Warum wir uns nach realen Dingen sehnen. Residenz Verlag 2017. 24 EuroJetzt kaufen bei Amazon

Was könnte dies für die Zukunft von Ingenieuren bedeuten, die vor der Herausforderung der Digitalisierung stehen?
Der Fokus von Ingenieuren liegt darauf, technologische Lösungen für ein Problem zu entwickeln. In Wahrheit gibt es aber oft nicht die eine Lösung für ein Problem. Denn Problemlösungen führen oft zu weiteren Problemen, die wiederum gelöst werden wollen. Was also hilft, ist ein Mix aus verschiedenen Technologien, die die richtige Balance zwischen Geschwindigkeit, Kosten, Stabilität etc. herstellen. Um diese Balance zu erreichen, sollte man auch analoge Ideen einbeziehen. Diese Ideen müssen übrigens nicht alle am Computer entstehen, sondern können genauso in analogen Notizbüchern oder mit analogen Stiften für das Whiteboard entworfen werden.

Das könnte dich auch interessieren

Alles in einem Modell

Die Finalisten des diesjährigen BIM Champions Wettbewerbs in der Kategorie Arbeiten von Azubis und...

Die Wachstumsbremse lösen

Auf die Frage, wie es mit der deutschen Wirtschaft wieder aufwärts gehen kann, finden...

Kuratiert

Zukunftsberuf Quanteningenieur*in An der Schwelle zur zweiten Quantenrevolution gelangt die Quantenphysik von der Grundlagenforschung in...



Anzeige




Anzeige
BWI