Es ist der 28. Februar 2018. Letzter Tag von Michael Peters Wahlstation an der Deutsch-Indischen-Handelskammer in Mumbai, der weltweit sechstgrößten Metropolregion. Am Abend wird sein Flug zurück nach Deutschland gehen.
Zur Person
Michael Peter, 27 Jahre, Studium an der Bucerius Law School in Hamburg, Schwerpunkt Internationales Handelsrecht, 1. Staatsexamen im Sommer 2016, Referendariat am Hanseatischen Oberlandesgericht, erste Wahlstation an der Deutsch-Indischen Handelskammer in Mumbai, 2. Staatsexamen für Frühjahr 2019 geplant.
„Momentan ist alles noch sehr frisch, ich bin ja noch hier“, sagt er. Drei Monate lebte und arbeitete er in einem Land, zu dem er im Vorfeld kaum Bezug gehabt hatte. „Während meines Studiums verbrachte ich ein Auslandssemester an der University Hong Kong. Das war auch schon exotisch“, wie er sagt, „aber nicht vergleichbar mit Indien.“
Das Zurechtkommen in Indien selbst nennt er daher auch als die Hauptherausforderung im letzten Vierteljahr. „Mumbai ist zwar die westlichste Stadt Indiens, doch vom Verkehr, über die Luftverschmutzung bis hin zum Einkaufen ist alles eine Herausforderung“, erinnert er sich. Etwa drei Wochen benötigte er für die Eingewöhnung. Mittlerweile fühlt er sich aber wohl im indischen Großstadtdschungel.
Unterstützung dabei fand er zum einen in seiner WG, in der mit anderen Praktikanten und Referendaren der Kammer lebte, sowie in seiner Chefin. „Sie gab mir zum einen viele Tipps hinsichtlich der kulturellen Gegebenheiten, zum anderen besprach ich mit ihr natürlich auch sämtliche Fragen bezüglich der Fälle, die mir übertragen wurden“, sagt er. Bei denen handelte es sich vor allem um Rechtsstreitigkeiten zwischen deutschen und indischen Unternehmen: zum Beispiel um Warenlieferungen, offene Rechnungen oder Mängelansprüche. „Da Gerichtsprozesse hier locker sechs bis zehn Jahre dauern können, war es meine Aufgabe, in Mediationsverfahren eine gütliche Einigung zwischen den beiden Parteien zu erarbeiten“, sagt Peter. Neben guten englischen Sprachkenntnissen sei es dabei vor allem auch auf Soft Skills angekommen, um auf kooperative und konstruktive Art und Weise Einigungen zu erzielen.
Dabei gefiel ihm besonders die Eigenständigkeit, mit der er diese Fälle bearbeiten durfte. „Ich hatte direkten Kontakt mit den Unternehmen, ich durfte sogar als alleiniger Repräsentant der Kammer nach Ahmedabad in die Produktionsstätte einer indischen Firma fliegen, um dort eine Verhandlung zwischen den Parteien zu moderieren“, fasst er nur einige Aufgaben zusammen. „Das hat mich persönlich natürlich weit vorangebracht“, resümiert er weiter.
Zurück in Deutschland, wird Michael Peter zunächst seine Verwaltungsstation im Referat für internationales Privatrecht beim Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz antreten. Bewerbungen für seine zweite Wahlstation nach den im Dezember anstehenden Klausuren laufen bereits: „Es ist großartig, dass das Referendariat in Hamburg zwei Wahlstationen vorsieht. Entweder es wird ein großes Unternehmen oder wieder eine Auslandsstation, dann aber die USA oder England“, so seine Ziele.
Buchtipp zur Einstimmung auf Indien von Michael Peter
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Weitere Informationen zur Deutsch-Indischen Handelskammer unter: http://indien.ahk.de