Um als Persönlichkeit überzeugen zu können, müssen Konflikte wahrgenommen und bewältigt werden: Dies gilt sowohl für das Arbeitsleben als auch für die Bewerbung und den Berufseinstieg. Im Gespräch mit den Beraterinnen Beate Amrhein und Beate Ahrends vom Coelner Consulting Team (CCTeam) ermittelte der karriereführer wie Betroffene Konflikten mit einigen Tricks wirksam begegnen können.
Inhalt:
- Defizite zählen nicht!
- Auf Formulierungen achten
- Berufseinstieg: Fragen, Fragen, Fragen
- Von der Banalität zum Streit
- Das CCTeam
In einem mehrstöckigen Haus am vielbefahrenen Kölner Salierring liegt das Büro des CCTeams. In der Ecke des Gesprächsraums steht die für einen Coach unentbehrliche Flip-Chart-Tafel, die große Fensterfront bietet einen weiten Blick über die Dächer Kölns. Die Stadt macht einen friedlichen Eindruck – hinter manchem Fenster in den umliegenden Bürohäusern dürften jedoch Konflikte schwelen.
Defizite zählen nicht!
Amrhein und Ahrends machen schnell deutlich, welcher Konflikt bei der Bewerbung am häufigsten ist: der Konflikt mit dem eigenen Ich. Die hohen Anforderungen, die in Stellenbeschreibungen verlangt werden – gesucht werden meist junge, berufserfahrene und bestens ausgebildete Mitarbeiter – schüchtern viele Arbeitssuchende ein. Doch Ahrends und Amrhein geben Entwarnung: „Das sind Maximalforderungen, mit denen Personalverantwortliche prüfen wollen, was der Markt hergibt.“ Manchmal sei es ausreichend, wenn nur 30 bis 50 Prozent der Voraussetzungen zuträfen. Denn beim Bewerbungsgespräch sei das zwischenmenschliche Element sehr wichtig. Eingestellt werde letztlich der, „dessen Nase gefällt“. Probleme haben manche Bewerber mit der Selbstdarstellung: „Im Vorstellungsgespräch zählen die Dinge, die man zu bieten hat, nicht die Defizite“, betont Ahrends. Selbstkritik sei fehl am Platz.
Auf Formulierungen achten
Der Umstand, dass viele Bewerber lange studiert haben und nun nicht mehr das ideale Eintrittsalter haben, drückt ebenfalls bei vielen auf das Selbstbewusstsein. „Das ist aber kein Grund, sich als Opfer zu sehen und zu resignieren. Zunächst sollten sich Stellensuchende folgendes vor Augen führen. Erstens: Ich kann an meinem Lebenslauf nichts verändern und Zweitens: Das ist mein Leben und ich stehe auch dazu“, zählt Ahrends auf.
Um einen guten Eindruck zu machen, seien die Formulierungen wichtig. Wer erklären könne, dass der Lebensweg bewusst gewählt wurde und die gemachten Erfahrungen die eigene Entwicklung vorangetrieben hätten, könne auch damit überzeugen. Amrhein und Ahrends haben allerdings immer wieder die Erfahrung gemacht, dass ältere Bewerber ihre bisherigen beruflichen Tätigkeiten herunter-spielen statt zu berichten, was sie bei diesen Jobs „gelernt und gewonnen“ haben. „Wer während des Studiums Taxi gefahren ist, hatte Kundenumgang und konnte Menschenkenntnis sammeln – das ist nicht zu unterschätzen,“ betont Amrhein.
„Darüber hinaus kennen viele Arbeitgeber die Vorteile von ältereren Bewerbern,“ ist sie überzeugt und Ahrends ergänzt: „Sie verfügen über mehr Lebenserfahrung, sind belastbarer und loyaler. Außerdem scharren sie nicht ständig mit den Füßen und fragen, wann es mit ihrer Karriere weitergeht. “ Um bei der Bewerbung zu punkten, raten die beiden Consulter älteren Bewerbern dazu, zuerst in den Personalabteilungen anzurufen, dort ihre Chancen auszuloten und im Gespräch offensiv mit dem eigenen Leben umzugehen. Amrhein: „Das spart auch Kosten.“
Berufseinstieg: Fragen, Fragen, Fragen
Beim Berufseinstieg stehen Konflikte mit Kollegen oder dem Chef im Mittelpunkt. Eine ungeschriebene Regel, die so genannten Hol- und Bringschuld, bietet viel Zündstoff. Dabei geht es um die Frage, wie viel Initiative sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer für eine reibungslose, effiziente Zusammen-arbeit aufbringen sollten. Amrhein: „Berufseinsteiger sollten ihren Arbeitsbereich sehr genau beobachten, um zu erfahren, welche Informationen sie selbst beschaffen müssen und an wen sie sich hierfür wenden können.“ Fakt sei jedoch, betont Amrhein, dass Berufseinsteiger meist nicht darum herumkämen, sich einen Teil des benötigten Wissens selbst anzueignen. „Dafür müssen sie viele Fragen stellen und gleichzeitig darauf achten, dass der Vorgesetzte nicht den Eindruck bekommt, dass sie zu unselbstständig sind.“
Von der Banalität zum Streit
Im Arbeitleben gibt es vielfältige Konfliktsituationen wie persönliche Antipathien, Interessenkonflikte und Mobbing, um nur einige zu nennen. Eines haben sie jedoch Ahrends zufolge gemein: „Konfliktsituationen im Arbeitsleben entstehen meist aus Banalitäten heraus. Konflikte entflammen darüber, ob geraucht werden darf, die Kaffeetasse nach der Arbeit gespült wird, das Fenster offen bleibt oder Arbeitskollegen sich morgens grüßen – die Gründe sind fast immer zwischenmenschlicher Natur.“ Ist der Konflikt erst einmal ausgebrochen, schaukelt er sich schnell hoch. Doch dann greift die Grundregel der Konfliktbewäl-tigung: „Sprich das Problem an“ – dann wird aus dem Konflikt vielleicht schnell wieder eine Banalität, die nicht der Rede wert ist.