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Interview mit der Berufsfindungsexpertin Uta Glaubitz

Wie findet man den passenden Beruf? Über dieses Thema sprach der karriereführer mit der Berufsfindungsexpertin Uta Glaubitz. Sie bietet seit fünf Jahren Workshops an, die bei der Suche zu einer kreativen Lebenserfahrung werden können.

Uta GlaubitzUta Glaubitz arbeitet als Berufsfindungsberaterin und Autorin. Sie veranstaltet Workshops, Seminare und Konferenzen und veröffentlicht Bücher zur Berufsfindung. Sie ist Jahrgang 1966, hat einen Studienabschluss in Philosophie und lebt in Berlin.

Bücher zum Thema Berufsfindung von Uta Glaubitz

Kontakt: www.berufsfindung.de

Die tägliche und wöchentliche Arbeitszeit wird ständig gekürzt. Lohnt sich denn der Aufwand einer persönlichen Berufsfindung überhaupt?
Ich glaube kaum, dass es eine Alternative gibt. Letztendlich wird die Zeit auf der Arbeit immer einen großen Teil unseres Lebens einnehmen. Auch definieren wir uns über das, was wir dort leisten. So muss jeder für sich einschätzen, was für ihn sinnvoll ist und mit welcher Art von Tätigkeit er diese Zeit füllen möchte.

Wo ist dann die Grenze zwischen Beruf und Freizeit?
Die klassische Zweiteilung hat unsere Generation weitgehend aufgehoben. Mittlerweile rücken Fragen wie: „Was motiviert mich wirklich, was finde ich toll und wie kann ich daraus einen Beruf machen?“ immer mehr in den Vordergrund.

Wie sieht Ihre Arbeit als Berufsfindungsexpertin aus?
Ich setze mich mit vier Teilnehmern ein bis zwei Tage lang zusammen und wir arbeiten gemeinsam für jeden einen individuellen Plan für seine berufliche Zukunft aus.

Wie funktioniert das konkret?
Wir schauen uns die bisherige Biografie der Teilnehmer an und suchen beispielsweise Situationen, in denen jemand sehr motiviert war. Außerdem werden Blockaden abgebaut, die sich im Kopf eingenistet haben. Darunter verstehe ich Gedanken wie: „Das ist kein richtiger Beruf! Du spinnst! Damit kann man kein Geld verdienen! Das kannst du doch gar nicht!“ Dabei lasse ich mich auf jeden Teilnehmer neu ein und nehme damit ihn und seine Wünsche ernst. Wir suchen dann gemeinsam nach Hinweisen, die den versteckten Berufswunsch zu Tage fördern. Wenn zum Beispiel jemand lieber Fitnessmagazine liest als seine juristischen Fachzeitschriften, dann kann das bedeuten, dass er sich in Richtung Sport, Bewegung, Wellness weiterentwickeln möchte.

Das klingt nach psychologischer Erfahrungsgruppe.
Natürlich habe ich es mit lauter psychologischen Phänomenen zu tun. Mit Angst, Blockaden und Motivationen. Daher ist es naheliegend, so etwas zu denken. Aber nein, meine Seminare sind keine therapeutischen Maßnahmen. Vielmehr ist es die positive und offene Grundatmosphäre im Seminar, die die Teilnehmer weiterbringt. Auf den richtigen Spirit kommt es an.

Erfahren Sie, was Ihre Teilnehmer aus dem Seminar gemacht haben?
Ich ermutige die Teilnehmer immer zur Rückmeldung – egal ob zwei Wochen später oder zwei Jahre. Erfahrungsgemäß schicken eher diejenigen eine Mail oder eine Karte, die viel verändert haben.

Fällt Ihnen dazu ein besonderes Beispiel ein?
Ich hatte einmal eine 35jährige Krankenschwester als Teilnehmerin. Heute fährt sie ihr Kapitänspatent auf und ist auf großer Fahrt nach Neuseeland. Natürlich sind nicht alle Fälle so spektakulär.

Welche Zielgruppe sprechen Sie an?
Ursprünglich wollte ich mich an Geisteswissenschaftler wenden, auch weil ich die Probleme der Berufswahl nach dem Studium aus eigener Erfahrung kenne. Mittlerweile gibt es keine Berufsgruppe mehr, die noch nicht in meinem Seminar war. Zum Beispiel kam eine Zahnärztin mit Doktortitel und eigener Praxis zu mir und sagte: „Zahnärztin ist ein toller Beruf. Aber nicht für mich …“

Was halten Sie von dem Satz: „Wer den Beruf fürs Leben schon im Kindergarten wusste, ist am Ende noch zu bedauern.“?
Ich denke, dass das Modell des Berufes fürs Leben nicht mehr in das Konzept der heutigen Arbeitswelt passt. Es ist normal, alle paar Jahre etwas anderes zu machen. Das ist eine ungeheure Entlastung. Denn egal in welchem Alter ich eine Berufsentscheidung treffe, in den seltensten Fällen passt sie nach 20 Jahren immer noch.

Wie war Ihr eigener Berufsfindungsweg?
Ich habe früher in einem Wirtschaftsverlag gearbeitet und einiges zum Thema Karriere, Personalwesen und Bewerbungen veröffentlicht. Irgendwann fiel mir auf, dass die Frage „Was will ich überhaupt mit meinem Leben machen?“ gar nicht in meiner Arbeit auftauchte. Daraus entstand die Idee für das erste Berufsfindungsseminar vor über fünf Jahren. Später habe ich viele Bücher dazu geschrieben.

Macht Ihr Beruf ständig Lust auf etwas Neues?
Sicher. Doch dem jetzigen Thema werde ich mich bestimmt noch ein paar Jahre widmen. Erst wenn ich wieder neue Herausforderungen suche, werde ich mich um einen eventuellen Kurswechsel kümmern. Ein Neuanfang ist dann auch wesentlich leichter, weil ich schon einmal einen Laden von Null auf Hundert aufgebaut habe.

Was macht das Kreative an Ihrem Beruf aus?
Das Kreative ist, immer neue Ideen zu haben. Wir können im Seminar keine 08/15 Konzepte ausarbeiten, denn es ist wichtig, sich immer wieder auf jeden Teilnehmer neu einzulassen. Durch die Fragen und das Beobachten kommen die Ideen.

Sie sprechen in Ihren Büchern ein Zehn-Schritte-Programm an. Beschreiben Sie damit Ihre Seminare?
Die angeführten zehn Schritte sind die Grundlage, auf die das Prinzip der Berufsfindung aufbaut. Ich habe den Workshop in meine Bücher mit aufgenommen, weil das manche gerne zu Hause machen. Manchmal bekomme ich Mails mit seitenweisen Ausarbeitungen geschickt. Ich gebe dann gern meine Meinung dazu.

Die Leser Ihrer Bücher finden am Ende ein Wörterbuch. Warum fanden Sie das wichtig?
Die Texte in meinen Büchern, die auf bestimmte Arbeitsfelder hinweisen, brauchen das. Ohne die Fachbegriffe fehlt der nötige Stallgeruch.

Arbeiten Sie mit anderen Beratern zusammen?
Manchmal. Zum Beispiel entstand das Buch „Jobs für Filmfreaks“ in Zusammenarbeit mit Andrea Dornseif. Darin habe ich den Rahmen und sie ihr Fachwissen für die Filmthemen zur Verfügung gestellt. Die Seminare und die Beratung führe ich alleine durch. Im Büro hilft mir eine Sekretärin, die ich aber lieber als Lebensretterin bezeichne, weil sie hier schon mehr als einmal Erste Hilfe geleistet hat.

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