Der Tunnelbau ist eine Disziplin des Tiefbaus und zählt zu den komplizierten Aufgaben im Bauwesen. Welche Herausforderungen auftreten können und was die Aufgaben eines Tunnelbauers sind, erklärt Vortriebsbauleiter Moritz Bergmann, der am Tunnel Oberau mitarbeitet. Von Christoph Berger
Seit September 2015 laufen die Tunnelbauarbeiten beim Tunnel Oberau bei Garmisch-Partenkirchen. Dabei handelt es sich um einen 2,8 Kilometer langen, zweiröhrigen Tunnel mit je zwei Fahrspuren. Ziel der Errichtung ist es, die Bewohner von Oberau von Lärm und Schadstoffemissionen zu entlasten. Seit Anfang dieses Jahres ist Moritz Bergmann vom Bauunternehmen Marti GmbH Deutschland Vortriebsbauleiter auf der Baustelle – seine erste Stelle in dieser Position. Die Aufgaben des Bauingenieurs, der 2015 sein Studium an der Bergakademie Freiberg abgeschlossen und sich bereits in seiner Diplomarbeit mit dem Tunnelbau beschäftigt hatte, sind vielfältig: Er legt mit den Ausbaufestlegungen die Abschlagslängen fest, bestimmt in Absprache mit der Bauaufsicht die Sicherungsmaßnahmen, er macht die Materialdispositionen – alles, was mit den Planungen auf der Baustelle zu tun hat. Dabei muss natürlich auch immer der finanzielle Rahmen im Blick gehalten werden.
Am Tunnel Oberau reizt Moritz Bergmann, dass es sich um einen mittelgroßen Tunnel in bergmännischer Bauweise und mit konventionellem Vortrieb handelt. Das bedeutet, dass Sprengungen stattfinden und mit Bohrwagen und Baggern gearbeitet wird, es ist keine Tunnelbohrmaschine im Einsatz. Zudem ist das Projekt in der Planung und Durchführung sehr umfangreich. „Wir haben zum Beispiel eine Grundwasserabsenkungsanlage installiert, um im Falle eines Hochwassers das Grundwasser absenken zu können“, erklärt er. „Mit einer solchen Anlage können pro Sekunde bis zu drei Kubikmeter Wasser befördert werden.“ Außerdem hätten wegen des Tunnelbaus vier Gebäude an der Oberfläche etwa drei Zentimeter komplett angehoben werden müssen, um unterfahren werden zu können. Unter den Bauwerken befand sich auch eine Industriehalle, die mithilfe der obertägigen Hebungsinjektion angehoben wurde. Und auch ein Bachlauf musste abgedichtet werden.
Das Projekt
Die Autobahndirektion Oberbayern hat eine Internetseite zum Tunnel Oberau eingerichtet: http://tunnel-oberau.info
Hinzu kommen die Herausforderungen mit dem Untergrund. Streckenweise traf man während Tunnelbauarbeiten auf Lockergestein, sodass der Tunnel schnell abgesichert werden musste, streckenweise auf Hartgestein – der Tunnel führt unter zwei Bergen hindurch. „Natürlich bauen wir nach Plan und es gibt auch geologische Prognosen mit den entsprechenden Ausbauverfahren“, sagt Bergmann, „aber in der Realität muss man situationsabhängig reagieren. Innerhalb einiger Meter kann sich die Bodensubstanz vollständig verändern.“ Im Mai 2020 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen werden.