Derzeit werden die Möglichkeiten und Chancen für die Beschäftigung von Frauen in der Baubranche vielfach noch nicht ausreichend akzeptiert und genutzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung der RG-Bau im RKW Kompetenzzentrum. Daher wurde die Handlungsempfehlung „Potenziale von Frauen für die Bauwirtschaft besser erschließen und nutzen“ erarbeitet. Von Christoph Berger
„Im Berufsalltag spielt es kaum noch eine Rolle, wer oder was man ist, sondern was man kann, und wie man seine Aufgaben erfüllt“, sagt Diplom- Ingenieurin Heike Böhmer, geschäftsführende Direktorin des Instituts für Bauforschung e. V. Ihr Lebenslauf wird mit fünf weiteren in den Handlungsempfehlungen der RG Bau als positives Beispiel für eine Karriere in der Bauwirtschaft aufgeführt. Gezeigt wird, dass der berufliche Aufstieg – auch mit Kindern – gelingen kann. Es manchmal aber auch Hindernisse gibt. Oder: „Als Frau muss man trumpfen“, wie Andrea Nowotny, Bauleiterin bei Macon Bau, sagt. Ebenso sprechen die Zahlen weiterhin eine eindeutige Sprache: Laut Erhebungen der SOKA-BAU für das Jahr 2015 liegt bei den gewerblichen Arbeitnehmern der Frauenanteil bei konstant niedrigen 1,1 Prozent.
Unternehmen sollten daher, so die Handlungsempfehlungen der RG Bau, ihre Belegschaften mit folgenden Maßnahmen für Gender Diversity sensibilisieren:
- Gleichbehandlung und Vielfalt sollten in den Unternehmensstrategien und -zielen verankert werden
- Führungskräfte sollten sich für Gleichbehandlung und Vielfalt einsetzen
- Führungskräfte in Teilzeit, Elternzeit oder ähnlichem haben einen Vorbildcharakter
- Entdeckung der Talente in der weiblichen Belegschaft
- Weiterbildungs- und Personalentwicklungsmaßnahmen für alle Mitarbeiter
- Gespräche mit Frauen über deren Karriereplanung mitsamt Unterstützungsangeboten
- Unterstützung bei der Ergebnis- und Leistungspräsentation
- Chancen- und Entgeltgerechtigkeit
- Etablierung einer offenen Unternehmenskultur
- Angebot von Möglichkeiten und Gestaltungsräumen für eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Privatleben
- Schaffung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten
- Schaffen von vielfältigen, anpassungsfähigen Arbeits(-zeit)modellen und flexiblen Karrierewegen
- leichter Wechsel von Teil- in Vollzeit oder umgekehrt
- weiterhin Kontakt zu Mitarbeitern in Elternzeit
- Elternzeit auch für Männer
- Ermöglichung von „Zweitkarrieren“
- Unterstützung bei Auslandsaufenthalten
- Vernetzung mit anderen Bauunternehmungen
Handlungsempfehlung
Die Handlungsempfehlung „Potentiale von Frauen für die Bauwirtschaft besser erschließen und nutzen“ steht unter folgendem Link zum Download: https://goo.gl/RRc7dd
Die Zeichen sind erkannt und es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis einzelne oder mehrere Maßnahmen in den Unternehmen umgesetzt werden. Ziel der Handlungsempfehlungen ist es daher, Frauen zum einen verstärkt für die Baubranche zu interessieren und sie über mögliche Berufe aufzuklären, zum anderen aber auch auf die wichtigen Themen wie eine ausgewogene Work Life Balance, Gender Diversity einzugehen sowie das Branchenimage zu verbessern.