Die Baubranche boomt. Dafür braucht es Personal. Doch genau an dem mangelt es erheblich. Dabei geht der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie davon aus, dass die Branche 2018 die 800.000-Beschäftigten-Marke knacken wird – erstmals seit 2003. Von Christoph Berger
In diesem Jahr werden etwa 796.000 Arbeitnehmer im Bauhauptgewerbe Beschäftigung gefunden haben – das entspräche einem Plus von 15.000 gegenüber 2016. „2018 wird die Zahl noch einmal um 10.000 steigen. Damit hätte die Branche – erstmals seit 2003 – wieder mehr als 800.000 Beschäftigte“, prognostizierte Peter Hübner, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), anlässlich des „Tages der Deutschen Bauindustrie“ Ende Mai 2017. Das wären dann 100.000 mehr als zum Beschäftigungstiefpunkt der Branche im Jahre 2009.
Doch so rosig die Zeiten auch zu sein scheinen, alleine es fehlt das Personal. Mit der dualen Berufsausbildung und der Integration von Flüchtlingen lasse sich der Mangel an qualifiziertem Personal laut Hübner nicht decken. Hinzu komme die demografische Entwicklung, die den Bauunternehmen zunehmend Sorgen bereite. Selbiges gelte auch für Bauingenieure: „Angesichts der sehr guten Baukonjunktur brauchen wir dringend mehr Bauingenieure auf unseren Baustellen. Es kommen jedoch nicht genügend junge Leute nach, um unseren jährlichen Bedarf von rund 4.000 Nachwuchskräften zu decken“, sagt Dipl.-Ing. Klaus Pöllath, Vizepräsident Technik des HDB.
Nach der Bauingenieur-Statistik des Hauptverbandes haben im Studienjahr 2016 rund 11.000 Studenten ihr Bauingenieurstudium mit einem Bachelor oder Master abgeschlossen, 1.050 mehr als 2015. Jedoch stünden nicht alle Absolventen den Bauunternehmen zur Verfügung, so der HDB. Zum einen würden über die Hälfte „nur“ über einen Bachelorabschluss verfügen, von denen mit großer Wahrscheinlichkeit einige weiter studieren werden, zum anderen ziehe es viele Berufsanfänger in die Ingenieur- und Planungsbüros sowie in die öffentliche Verwaltung, die jetzt wieder vermehrt Bauingenieure einstelle. Die Studienanfängerzahl sei dagegen leicht rückläufig: Sie lag 2016 mit 11.500 um 120 niedriger als im Vorjahr.
Berufsbild Bauingenieur
Um zu zeigen, wie facettenreich das Berufsbild Bauingenieur ist, hat der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie die Internetseite „Werde Bauingenieur“ ins Netz gestellt: www.werde-bauingenieur.de
Bei einer Abbrecherquote im Bauingenieurwesen von rund 50 Prozent werden demnach bei einer durchschnittlichen Studiendauer von fünf bis sechs Jahren zu Beginn des nächsten Jahrzehnts nur rund 5.500 Studenten ihr Studium abschließen. „Die Berufsaussichten für Bauingenieure sind daher als sehr gut zu bezeichnen. Ein Grund mehr, für unsere werteschaffende Branche mit ihren attraktiven Arbeitsbedingungen zu werben“, beurteilte Pöllath die Lage.