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Constantin Schreiber im Gespräch

Constantin Schreiber, Jahrgang 1979, arbeitete nach einem Jura-Studium mehrere Jahre als Reporter in Beirut und Dubai. Er volontierte bei der Deutschen Welle und war drei Jahre als Medienreferent im Auswärtigen Amt tätig. Von 2012 bis 2017 war er Moderator und Chef vom Dienst bei n-tv. Für die deutsch-arabische Sendung „Marhaba – Ankommen in Deutschland“, in der er Flüchtlingen das Leben in unserem Land erklärt, wurde er 2016 mit dem Grimme- Preis ausgezeichnet. Seit diesem Jahr moderiert er die Tagesschau, das ARDNachtmagazin und das NDR-Medienmagazin Zapp. Zudem ist Schreiber Bestsellerautor mehrerer Sachbücher. Die Fragen stellte Christoph Berger

Constantin Schreiber, Foto: Tagesschau.de/Norddeutscher-Rundfunk
Constantin Schreiber, Foto: Tagesschau.de/Norddeutscher-Rundfunk

Herr Schreiber, schaut man sich Ihren Lebenslauf an, vermittelt sich einem schnell der Eindruck, dass eine Ihrer Leidenschaften die arabische Welt ist. Bereits als Jugendlicher verbrachten Sie eine längere Zeit in Syrien. Wodurch wurde diese Leidenschaft entfacht und was reizt Sie bis heute an der arabischen Kultur?
Das war tatsächlich Zufall. Gute Freunde meiner Eltern kamen aus Syrien. Und die luden mich während meiner Schulzeit immer wieder ein, um Kultur und Sprache kennenzulernen. Irgendwann habe ich das Angebot angenommen. So lebte ich bei der christlich-syrischen Familie und erhielt Einblick. Erst da habe ich begonnen, mich intensiv mit der Kultur auseinanderzusetzen. Spannend dabei ist, dass die Region in unserer Nachbarschaft liegt – Damaskus liegt näher als die Kanarischen Inseln. Interessant ist auch, dass diese Kultur, die uns beeinflusst, so grundsätzlich anders ist: im Grunde diametral in vielen Bereichen zu unseren Vorstellungen.

Wie kam es dann zu dem Jura-Studium?
Ich hatte keine andere Idee. Es gibt ja den Satz „Mit dem Jura-Studium macht man nichts falsch“. Letztlich ist es auch so. Mit dem Studium hält man sich sehr vielfältige Optionen bezüglich des Arbeitslebens offen.

Hatten Sie es jemals in Erwägung gezogen, nach dem Studium Anwalt zu werden?
Am Anfang meines Studiums hatte ich eher gedacht, dass ich mal Richter werde. Das Richter-Praktikum fand ich dann aber sehr ernüchternd.

Sie haben sich nach dem Studium dann für den Journalismus entschieden. Hilft Ihnen das Jura-Studium trotzdem noch?
Weniger inhaltlich. Das Studium ist aber sehr fleißorientiert. Dafür muss man sich strukturieren und es gehört Selbstdisziplin dazu – auch der Umgang mit sehr komplexen Aufgaben. Das habe ich mir erst im Studium angeeignet. Und davon profitiere ich heute noch.

Die arabische Welt beschäftigte Sie später jedoch auch noch in anderer Weise: So schrieben Sie nicht nur Bücher über die Region und Kultur, sondern erklärten zum Beispiel in der Fernsehsendung „Marhaba – Ankommen in Deutschland“ auf Arabisch mit deutschen Untertiteln die Deutschen und das hiesige Leben. Sehen Sie sich auch als eine Art Übersetzer oder Brückenbauer?
Als Journalist übersetze ich nicht nur, sondern ordne auch ein: ein Brückenbauer mit kritischem Blick. Das ist es, was es in ganz vielen Bereichen meiner Meinung nach heutzutage auch braucht.

Weitere Informationen zu Constantin Schreiber unter:
http://intern.tagesschau.de/author/cschreiber/

Um Brücken zwischen Kulturen bauen zu können, muss man den jeweiligen Kulturen zuhören – eine Eigenschaft, die auch für die journalistische und juristische Arbeit unerlässlich ist. Kommt das einander Zuhören heute zu kurz?
Die Situation ist wohl der allgemeinen Beschleunigung geschuldet. Wir hören uns heute weniger zu, vielmehr wird alles visuell transportiert. Nehmen Sie als Beispiel die sozialen Medien: Dort sehen wir viel mehr als dass wir zuhören. Daher kommt dieser Aspekt sehr viel zu kurz.

Ist der Journalismus für Sie auch ein Weg, in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen?
Der Journalismus ist inzwischen ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, beinhaltet aber trotzdem eine gesellschaftliche Aufgabe – je nachdem wo man tätig ist. Bei der Tagesschau bemühen wir uns, objektiv und neutral zu sein. Aber natürlich gibt es auch Medien, die von sich aus eine Positionierung übernehmen. Das ist aber kein Geheimnis, sondern vom editorischen Ansatz so gedacht. Da schwingt aber trotzdem auch eine gesellschaftliche Aufgabe mit.

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