Schon früh erkannte Oliver Nazet, dass sich mit Hilfe von IT Unternehmensziele verwirklichen lassen. Bei Steria Mummert Consulting stieg der Informatiker innerhalb von zehn Jahren zum Vorstand auf. Als Manager sieht er eine Aufgabe vor allem darin, seine Mannschaft auf Kurs zu bringen. Mit dem karriereführer sprach er über die Bedeutung von Technologie für die Unternehmen, Informatiker in Vorstandsetagen und die Herausforderungen in der IT-Beratung. Die Fragen stellte Britta Hecker.
Zur Person
Oliver Nazet, 46 Jahre, wurde in Frankfurt am Main geboren. Er studierte Informatik an der Technischen Hochschule Darmstadt.
Nach seinem Diplom stieg er als Entwickler und Systemanalytiker bei der S&B Software GmbH ein. Mit 30 Jahren wechselte er in die Beratung. Im Geschäftsbereich Kreditinstitute der Mummert + Partner Unternehmensberatung GmbH nahm er zunächst verschiedene Aufgaben wahr, bis er 1996 zum Leiter dieses Geschäftsbereichs aufstieg. 2001 wurde er in den Vorstand berufen. Seit 2004 ist Nazet zudem Chief Operation Officer der Steria Mummert Consulting AG.
Oliver Nazet ist verheiratet und hat einen Sohn. Reisen und Fußballspielen sind beides alte Leidenschaften, denen er auch heute noch gerne nachgeht.
Sie haben Ihre berufliche Karriere in der Entwicklung gestartet. Warum haben Sie sich später für die Beratung entschieden?
Schon während des Studiums habe ich Software für Kreditinstitute auf seinerzeit moderner Client-Server-Technologie unter anderem mit internationalen Schnittstellen entwickelt. Diese frühzeitige Erfahrung war prägend, denn ich habe dabei verstanden, dass Technik kein Selbstzweck ist, sondern Mittel zur Unterstützung der Geschäftsziele eines Unternehmens. Aus dieser Zeit habe ich auch meine Affinität zu Banken und zur Beratung mitgenommen. Businesslösungen voranzubringen, in Verbindung mit Informationstechnologie – das ist damals zu meiner Mission geworden.
Etwa zehn Jahre nach Ihrem Start bei Steria Mummert Consulting wurden Sie Vorstandsmitglied. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Ein Karriereweg besteht immer aus mehreren Facetten. Sicher ist die fachliche Kompetenz eine Grundvoraussetzung – gepaart mit analytischen und strategischen Fähigkeiten. Doch was einen Manager in meinen Augen ausmacht, ist die Fähigkeit, Menschen zu entwickeln, ihnen Perspektiven im Unternehmen aufzuzeigen und Vertrauen herzustellen. Ich vergleiche das gerne mit einem Sport-Coach, auch er muss seine Mannschaft voranbringen und sie begeistern. Bei uns geht es darum, Teams von einzelnen „Unternehmern“ auf Kurs zu bringen, damit sie ihre Expertise und Kreativität auf ein Gesamtziel ausrichten. Und besonders wichtig: Ein Manager muss auch in der Lage sein, Verantwortung zu übertragen.
Informatiker trifft man nicht so häufig in Vorstandsetagen an. Woran liegt das?
Nun, vielleicht unterstellt man Informatikern eine eindimensionale Technikorientierung. Aber im Ernst, die Ziele eines Unternehmens orientieren sich am Markt und müssen strategisch und kaufmännisch entwickelt und gesteuert werden. Man wählt für die Position im Vorstand deshalb häufig Menschen aus, die einen eher betriebswirtschaftlichen oder generalistischen Background haben. Hinzu kommt noch ein weiterer Faktor: Die IT wird von vielen Unternehmen nicht als „Business-Enabler“ und „Value-Creator“ betrachtet, sondern als Kostenfaktor – allenfalls noch als Mittel, um Kosten in Unternehmen zu senken beziehungsweise die Produktivität zu erhöhen. Ich sehe das anders: Die Technologie ist ein Treiber von Wachstum und Veränderung, sie muss sich dieser Herausforderung jedoch auch stellen.
Welche Aufgaben nehmen Sie als Chief Operation Officer des Unternehmens wahr?
Meine Aufgabe ist die Steuerung und kaufmännische Verantwortung des gesamten operativen Geschäfts. Dazu zählen auch die Bündelung unserer Kompetenzen und die Vernetzung unserer Technologieleistung mit unserem branchenspezifischen Portfolio. Denn nur durch dieses integrierte Arbeiten schaffen wir Mehrwert und befördern die Transformationsprozesse unserer Kunden. Wann passt ein IT-Absolvent perfekt in Ihr Beratungsunternehmen? Von den IT-Absolventen wünschen wir uns ein generalistisches IT-Verständnis. Sie müssen offen sein für unterschiedlichste Technologien und sollten sich nicht nur auf einzelne Produkte und Plattformen konzentrieren. Sie müssen neugierig sein und eine Affinität zum Geschäft unserer Kunden haben. Denn ihre Lösungen sollen genutzt werden, das heißt die Geschäftsziele unserer Kunden sicherstellen und befördern. Die Persönlichkeit eines Absolventen steht für uns im Vordergrund. Ein Kandidat sollte selbstbewusst, offen und kritikfähig sein. Er sollte sich als Dienstleister für seine Kunden verstehen und eigene Visionen entwickeln können. Reisen sollte ihm Spaß machen, und der Humor sollte auch in heißen Phasen nicht verloren gehen.
Wie können sich IT-Absolventen am besten auf den Einstieg in die IT-Beratung vorbereiten?
Ich empfehle IT-Absolventen, bereits während des Studiums praktische Erfahrungen zu sammeln. Ein mehrmonatiges Praktikum oder eine praxisbezogene Diplomarbeit in einer Unternehmensberatung bietet sich dafür besonders an. Bei uns arbeiten Praktikanten mit Teams an konkreten Beratungsthemen und lernen so den Berateralltag kennen.
Welche Branche bringt für die IT-Beratung die größte Herausforderung mit sich?
Für alle Branchen gilt gleichermaßen, dass durch die Globalisierung und die rasante technologische Entwicklung Wertschöpfungsketten aufgebrochen werden. Alle Industrien stecken in Transformationsprozessen unterschiedlicher Reifegrade. Die Informationstechnologie muss so eingesetzt werden, dass diese Transformationen erfolgreich unterstützt werden. Das ist die größte Herausforderung und zugleich das Spannende an unserem Geschäft.
Wie wird sich die IT-Beratung künftig entwickeln?
Bei der IT-Beratung geht es künftig nicht darum, in die IT-Umgebung des Kunden zum Beispiel ein isoliertes CRM-Produkt zu integrieren. Es geht darum, ganzheitliche Lösungen zu entwickeln, die einen echten Mehrwert schaffen. Deshalb reicht es nicht, Technologieexperte zu sein, sondern man muss auch ein Verständnis für die Branchen mitbringen, die man berät. Der Schlüssel liegt am Ende darin, die unterschiedlichsten Disziplinen zu vernetzen und auf diese Weise völlig neue Ideen und Services zu entwickeln, um die Position der Kunden zu stärken.
Welche Entwicklung im IT-Sektor finden Sie im Moment am spannendsten?
Spannend finde ich vor allem die Geschwindigkeit, mit der sich die Technologie entwickelt. Nehmen Sie zum Beispiel das Internet. Es hat in wenigen Jahren einen Reifegrad erreicht, der völlig neue Geschäftsmodelle ermöglicht. Interessant ist auch die Flexibilität der Systeme. Wir sind heute in der Lage, die unterschiedlichsten Komponenten und Plattformen zu kombinieren, und können so Prozessketten dynamisch und in extrem kurzer Zeit ändern. Eine essentielle Voraussetzung in unseren schnell drehenden Märkten.
Womit tanken Sie nach der Arbeit auf?
Dazu brauche ich nicht viel: Meine Familie, gute Freunde, ein gutes Essen und ein schönes Glas Wein reichen, um die Batterien zu laden. Und beim Sport hole ich mir die nötige Power, die mich durch den Arbeitstag begleitet.
Zum Unternehmen
Steria Mummert Consulting AG ist eine der führenden Management- und Technologie- Beratungen in Deutschland. Dabei konzentriert sie sich auf die Branchen Banken, Versicherungen, Öffentliche Verwaltung, Telekommunikation, Energieversorgung, Gesundheitswesen sowie Transport. Steria Mummert Consulting begleitet seine Kunden ganzheitlich von der Beratung über Systemintegration bis hin zur Übernahme von IT- und Geschäftsprozessen.
In Deutschland und Österreich beschäftigt das Unternehmen rund 1400 Mitarbeiter. Steria Mummert Consulting ist Teil der französischen Steria Gruppe, die mit einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro und 10.000 Mitarbeitern zu den europäischen Top Ten der IT-Serviceanbieter gehört.