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Interview mit David Garrett

Was können junge Manager von Künstlern lernen? Ist Kunst auch eine Inspirationsquelle für Künstler? Und wie definieren Künstler Erfolg? Sabine Olschner sprach mit dem 27-jährigen Stargeiger David Garrett.

Zur Person

David Garrett wurde 1980 in Aachen als Sohn eines Juristen und einer Primaballerina geboren. Mit vier Jahren begann er das Geigenspiel, mit zehn hatte er seinen ersten öffentlichen Auftritt mit den Hamburger Philharmonikern. Zwei Jahre später spielt er mit Yehudi Menuhin, der ihn als einen der größten Violinisten seiner Generation bezeichnete.

2001 ging Garrett gegen den Willen seiner Eltern zum Studium an die Juilliard School of Music nach New York, wo er auch heute noch lebt. Mittlerweile füllt er ganze Rock-Arenen mit seinen Konzerten. www.david-garrett.com

Was bedeutet für Sie Kunst?
Ich lasse gern durch Kunst meine Sinne anregen und mich für meine Arbeit inspirieren. Kunst kann mich einfach nur faszinieren und beeindrucken, aber mir gleichzeitig Impulse geben für neue Ideen.

Wie inspiriert Sie zum Beispiel ein Bild für Ihre Musik?
In dem Moment, in dem ich etwas sehe, das schön ist, berührt mich dies emotional, und ich kann anschließend wieder frisch an die Arbeit gehen. Manchmal ist es einfach wichtig, etwa durch einen Museumsbesuch, soweit wie möglich von seinen täglichen Aufgaben fortzugehen. Wenn man dann wieder zurückkehrt, hat man eine ganz andere Perspektive auf seine Arbeit.

Kann ein Künstler denn überhaupt noch durch Kunst entspannen?
Natürlich, das ist der Hauptgrund, warum ich Musik mache. Musik ist für mich ein Ausgleich für die vielen stressigen Reisen. Durch Musik – auch meine eigene – kann ich dann entspannen. Ich gehe aber auch gern ins Museum, um dort die Ruhe zu genießen.

Sie haben bereits mit vier Jahren angefangen, Violine zu spielen. Woher nimmt ein Künstler die Motivation, über so viele Jahre durchzuhalten?
Wenn etwas gut läuft, motiviert mich das sehr. Anfangs ist es natürlich nicht immer leicht, aber in den vergangenen Jahren ziehe ich meine Motivation vor allem aus Konzerten, die gut gelaufen sind, oder interessanten Plattenverträgen, die sich ergeben haben. Die Motivation kommt also bei mir aus der Arbeit heraus.

Und wenn es einmal nicht so gut läuft?
Dann liegt die Motivation darin, es in Zukunft besser zu machen.

Wie erreichen Sie Ihre Ziele?
Ich entscheide viel aus dem Bauch heraus. Wenn ich ein gutes Gefühl habe, ist das für mich die wichtigste Entscheidungshilfe. Der Verstand spielt dabei weniger eine Rolle. Wenn ich das Gefühl habe, dass ein Konzept passt, dann lasse ich mir auch von keinem reinreden.

Was können junge Manager von Künstlern lernen?
Beharrlichkeit und Ausdauer. Wenn man etwas wirklich durchsetzen will, muss man sich dafür einsetzen. Manchmal gibt es Situationen, in denen ein Künstler keinen Cent mehr in der Tasche hat, aber trotzdem weitermachen muss. Das war bei mir nicht anders: Während meines Studiums in New York hatte ich überhaupt kein Geld und habe nur von der Vision gelebt, dass es irgendwann einmal funktionieren wird.
Ich denke, dass der Glaube an den Erfolg das Wichtigste ist. Stellt er sich dann tatsächlich ein, beeindruckt er einen gar nicht mehr so sehr, weil man ja von Anfang an an die Sache geglaubt hat. Man muss die Konsequenz haben, auch in der tiefsten Dunkelheit den Euphorismus zu haben für das, was man tut.

Erfolg kann unter Umständen süchtig machen. Wie bleiben Sie trotzdem „auf dem Boden“?
Wer den Erfolg liebt, sollte sich klarmachen, woher der Erfolg kommt: nämlich von Qualität. Wenn man stets in sich selber eine Verbesserung sucht, ist das schon eine gute Sache.

Wenn Sie nicht Musiker wären, was würden Sie gern machen?
Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht, weil ich immer an mich geglaubt habe. Ich habe mir nie überlegt, welche Alternativen es geben könnte, falls es nicht funktioniert, hatte nie einen Plan B in der Tasche. Ich hatte nur Plan A, und alles andere war unwichtig. Wenn es bis heute nicht geklappt hätte, wäre ich aber auch glücklich, denn ich würde immer noch weiter an meinen Erfolg glauben.

Coaching Zone

„Profimusiker heben sich durch Talent, Disziplin und Kreativität von anderen Musikern ab. Und wie ist es bei Managern? Bei dem Kreativitätscoaching, das ich mit Ernst Stöger von Art & Music durchführe, hat sich gezeigt, dass Improvisation – eine Fähigkeit der Berufsmusiker – bei Wirtschaftstreibenden häufig wenig geschätzt wird. Die Improvisation ist nämlich eine kreative Leistung – und in der Wirtschaft bleibt Kreativität oft vernachlässigt. Erst, wenn nichts mehr geht, setzt man auf Kreativität: in Krisen- oder Stresszeiten, wenn man sich ausgepowert und überfordert fühlt. In unseren Coachings benutzen wir Musik, Rhythmus und Improvisation, um Hemmschwellen und Denkblockaden zu überwinden und kreative Lösungen zu finden. Keine Zeit für ein Seminar? Gute Musik zu hören, kann bereits aktivierend, entspannend und befreiend sein.“

von Dr. Gerald Pohler, Psychologe und Kreativitätscoach für Manager und Künstler
www.art-music.org/coaching

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