Die Arbeitsrechtlerin Iris Riffelt ist spezialisiert auf das Thema Burnout und hat dazu ein Buch aus arbeitsrechtlicher Perspektive verfasst.
In meiner täglichen Praxis als Anwältin erlebe ich, wie Burnout und die Fragen dazu zunehmen und welche Informationen die Betroffenen dringend benötigen. Sie befinden sich in einer für sie völlig aussichtslosen Situation. Die Erschöpften benötigen in erster Linie Verständnis und jemanden, der ihnen eine Lösung und einen Weg aus der Krise aufzeigt. Ich zeige ihnen, wie sie sich geordnet aus dem Berufsleben zurückziehen können, welche arbeitsrechtlichen Fragen dabei im Hinblick auf Versicherungen, Krankenkassen und Finanzen geklärt werden müssen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist der Weg aus dem Burnout heraus und der berufliche Wiedereinstieg: Kündigt der Arbeitnehmer selbst das Arbeitsverhältnis oder verbleibt er, zunächst krank, dort? Verbleiben die Arbeitnehmer in einem Beschäftigungsverhältnis, kommt auf sie die Problematik des Betrieblichen Wiedereingliederungsmanagements (BEM) zu. Dazu können während der Erkrankung Gespräche mit dem Arbeitgeber stattfinden. Es muss genau überlegt werden, ob das ratsam für den Betroffenen ist – und hierfür ist allein der Gesundheitszustand des Betroffenen ausschlaggebend – oder ob diese Gespräche abgelehnt werden.
Aber es geht nicht nur um die erkrankten Arbeitnehmer, sondern auch um den Arbeitgeber. Hin und wieder führe ich in Firmen oder für Betriebsräte Schulungen durch, um die Problematiken im Hinblick auf die Erkrankung und die Auswirkungen auf das Arbeitsleben zu erörtern. Um in dieser kleinen Nische im Arbeitsrecht tätig zu sein, sind Geduld erforderlich, Mitmenschlichkeit und Kenntnisse im Arbeits- und Sozialrecht sowie über das Krankheitsbild Burnout. Ebenso benötigt man Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Betroffenen bei der Vermittlung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Auch Kenntnis über psychologische Gesprächsführung ist von großer Hilfe.
Nicht jedes Burnout-Mandat endet in einer Kündigung, und nicht jeder Burnout- Betroffene hat eine Rechtschutzversicherung, die die Kosten übernimmt. Man muss als Rechtsanwalt in dieser Sparte unbedingt seine Grenzen wahren können. Erfolgreich sind solche Mandate verlaufen, wenn der Betroffene sinnvoll aus dem Arbeitsverhältnis möglichst noch mit Abfindung herausgeholt wird oder aber in den Berufsalltag zurückfindet. Dies ist auch regelmäßig mit einer persönlichen Freude verbunden.
Lesetipp
Iris Riffelt: Zwischenstopp Burnout.
Praktische Hilfe für den geordneten Aus- und Wiedereinstieg: Rechte, Finanzen, Versicherungen.
Wiley-VCH, Weinheim 2012. ISBN 978-3527506620. 16,90 Euro