Ob bei der Dämmung oder Heiztechnik: Energieeffizienz garantiert Nachhaltigkeit. Während die Technikspezialisten bei der Suche nach innovativen Lösungen bis an die Grenzen der Physik gehen, kommt es im Vertrieb darauf an, Kunden und Verbrauchern die Vorteile zu vermitteln. Von André Boße
Energieeffizienz ist ein Ziel, aus dem sich viele Vorteile ergeben. Je mehr Energie gespart wird, desto geringer ist die Gefahr für dramatisch steigende Strompreise. Deutschland wird unabhängiger von Energieimporten. Und der Ausstoß von CO2 wird verringert, was wiederum sehr wichtig für das Klima ist. Für die Green-Tech-Branche gehört die Energieeffizienz deshalb zu den bedeutsamsten Leitmärkten. Bei bestimmten Verbrauchergruppen gibt es ein besonders großes Einsparungspotenzial, sie bilden die Segmente dieses Leitmarkts. So sollen neue Techniken und Methoden dabei helfen, die Energieeffizienz in der industriellen Produktion sowie von Gebäuden und Geräten zu erhöhen.
Es geht um viel Geld
Wie stark dieser Markt ist, zeigt die Größe des Weltmarktvolumens. Dieses lag 2013 laut der Zahlen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) bei 825 Milliarden Euro – und damit fast doppelt so hoch wie das Volumen für die umweltfreundliche Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energie (2013: 422 Milliarden Euro). Bis ins Jahr 2025 werde das weltweite Volumen des Leitmarkts Energieeffizienz bis auf 1365 Milliarden Euro steigen, schätzt das BMUB. Treiber des Wachstums soll vor allem die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden sein: Um 6,4 Prozent werde das Segment jährlich wachsen, prognostiziert das BMUB.
In genau diesem Segment ist das Unternehmen Steico tätig. Die Firma mit Sitz in Feldkirchen bei München stellt nicht nur Baustoffe mit sehr guten Dämmeigenschaften her. Sie nutzt dafür auch nachwachsende Rohstoffe und ist bei der Herstellung von Holzfaser-Dämmstoffen weltweit führend. Viele Jahre lang stand vor allem das Energiesparpotenzial von Dämmstoffen im Fokus der Kunden. „Zunehmend bestimmen aber auch weitere Faktoren den Entscheidungsprozess, zum Beispiel die Auswirkungen auf das Wohnklima, die Dauerhaftigkeit der Produkte oder der ökologische Fingerabdruck“, sagt der Leiter Marketing bei Steico, Andreas Schulze. Hier zeigt sich, dass die Kunden heute weiterdenken: Sie wünschen sich verstärkt allumfassende grüne Lösungen. „Es ist ein klarer Trend hin zu natürlichen Baumaterialien zu beobachten“, sagt Schulze. „Die Bauherren legen heute viel mehr Wert auf umweltfreundliche und baubiologisch einwandfreie Produkte. Immerhin umgibt man sich mit diesen Materialien für viele Jahrzehnte.“
Öko-Dämmung: effizient und nachhaltig
Viele Unternehmen der Branche erwarten daher eine gewisse Sonderkonjunktur, die noch dadurch verstärkt wird, dass ab 2020 sämtliche Neubauten dem Niedrigstenergiestandard entsprechen müssen: Dieser verlangt laut EU-Gesetzestext, dass der bei „fast Null liegende oder sehr geringe Energiebedarf zu einem ganz wesentlichen Teil durch Energie aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden sollte“. Wer als Arbeitnehmer bei einem Baustoffhersteller einsteigen möchte, kann dies auf technischer Seite tun, wobei hier „profunde Kenntnisse über Holz und Holzbau von Vorteil sind“, wie der Marketingleiter sagt. „Je nach Ausrichtung lassen sich solche Kenntnisse zum Beispiel über universitäre Studiengänge wie Forstwirtschaft und Chemie erwerben.“ Zudem sind Nachwuchskräfte in den kaufmännischen und Marketingbereichen gefragt, wobei es auch hier wichtig sei, Know-how über den ökologischen Baustoff und seinen Nutzen für Umwelt und Mensch zu erlangen.
IT hilft bei Energiemanagement
Dass auch neueste IT bei Energieeffizienz hilft, zeigt ein Blick auf Energiedienstleistungsunternehmen wie Ista Deutschland. Das Unternehmen mit Sitz in Essen managt Energiedaten, um den Verbrauch transparent zu machen und die Eigentümer und Verbraucher dabei zu unterstützen, Energie zu sparen. Zum Beispiel visualisieren moderne Wärme- und Wasserzähler sowie Heizkostenverteiler den Verbrauch; übertragen werden die Daten bei Bedarf per Funk, sodass Vermieter nicht mehr die Büros oder Wohnungen der Mieter betreten müssen. Intelligente Systeme sorgen zudem dafür, dass der Verbrauch gerecht abgelesen wird – und zwar permanent und von zentraler Stelle aus, sodass der Energieverbrauch wirksam gesteuert werden kann. „Dazu setzen wir verstärkt digitale Technologien ein“, sagt Jana Eggerding, Senior Vice President Corporate HR bei Ista. Gefragt sind daher hier Nachwuchskräfte aus den Bereichen Softwareentwicklung und strategisches Business Development. „Der ideale Kandidat ist analytisch stark und hat Spaß daran, neue Ideen und Projekte in die Tat umzusetzen“, so die Personalverantwortliche. Wichtig sei zudem, Lernbereitschaft mitzubringen und sich in einem internationalen Umfeld wohlzufühlen, denn Ista Deutschland ist Teil der internationalen Gruppe mit Standorten in 26 Nationen und mit knapp 4800 Mitarbeitern.
Entwickelt werden die Produkte für die weltweiten Kunden zentral im Head Office in Essen, wo Ingenieure und IT-Experten in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung tätig sind. „Wir machen die Erfahrung, dass Energieeffizienz längst kein spezifisch deutsches Thema mehr ist, sondern international immer wichtiger wird“, sagt Jana Eggerding zur globalen Perspektive des Markts. „Jedoch sind die Rahmenbedingungen von Land zu Land unterschiedlich. Daher versuchen wir, ganz gezielt auf die Bedürfnisse unserer Kunden in den verschiedenen Ländern einzugehen.“ Dass sich das Unternehmen selbst ebenfalls bemüht, nachhaltig zu wirtschaften, ist eine Frage der Glaubwürdigkeit. „Wir haben fünf Unternehmenswerte, die wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitern entwickelt haben und die weltweit für alle Standorte gelten. Das Thema Nachhaltigkeit ist dabei prominent in unserem Wert ‚Taking Responsibility’ verankert. Für uns bedeutet das, ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Interessen miteinander in Einklang zu bringen.“
Bis an die Grenze der Physik
Auch Heiz-, Lüftungs- und Klimatechnikspezialisten fokussieren sich verstärkt auf den Leitmarkt Energieeffizienz. In den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen arbeiten die Experten daran, die Effizienz bis an die physikalischen Grenzen zu steigern. Dabei geht es aber auch darum, im Labor erprobte Technologien in Bezug auf Kosten, Qualität und Lebensdauer weiterzuentwickeln. Von Nachwuchskräften erwartet man hier, dass sie sich gerne mit komplexen Systemen beschäftigen und dass sie diese immer aus der Sicht des Kunden betrachten. Einsteiger im Vertrieb müssen deshalb eine technische Affinität und ein gutes Gespür für die Bedürfnisse der Kunden mitbringen.
Green-Tech – die sechs Leitmärkte
Die verschiedenen Bereiche von Green-Tech haben eine Gemeinsamkeit: Ihre Produkte, Verfahren und Dienstleistungen tragen zum Schutz der Umwelt und zur Minimierung des Ressourcenverbrauchs bei. Als Querschnittsbranche hat Green-Tech Überschneidungen mit vielen anderen Branchen, zum Beispiel der Baubranche, dem Maschinen- und Anlagenbau oder der Elektrotechnik. Um Green-Tech besser zu analysieren, hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) die Branche in sechs Leitmärkte eingeteilt. Neben Energieeffizienz sind das: Umweltfreundliche Erzeugung, Verteilung und Speicherung von Energie, Rohstoff- und Materialeffizienz, Nachhaltige Mobilität, Kreislaufwirtschaft sowie Nachhaltige Wasserwirtschaft.