Barbara Pachl-Eberhart, Autorin, Clown und Lebens- und Sozialberaterin, hat in ihrem Leben viele Veränderungen erlebt – sowohl im Beruf als auch in ihrem Privatleben. So ist sie zur Expertin für „Verwandlungen aller Art“ geworden. Sie erklärt, woher sie den Mut zu beruflichen Veränderungen nahm, wie sie die Kraft fand, mit dem dramatischen Unfall ihrer Familie umzugehen, und warum es nichts nützt, unangenehme Gefühle zu verdrängen. Von Anna Beutel
Barbara Pachl-Eberhart hat schon als Kind aus purer Neugier am Leben gelernt, und so lernt sie auch heute noch. Dabei ist der Unterschied zwischen Lernen für Noten oder aus freien Stücken gar nicht so groß, wie wir landläufig denken, findet sie. Denn wir bekommen immer Feedback, ob in Worten, Gesten oder Zahlen. Und was wehtut, ist nicht die schlechte Note, sondern die Tatsache, dass man nicht die Anerkennung erfährt, die man sich gewünscht hat. „Nicht gut genug“, das liest man auch in Augen, nicht nur in Zeugnissen. Von dieser Enttäuschung können wir uns nur schwer befreien.
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Richtiges Studium, falscher Beruf
Bis 1997 studierte Barbara Pachl-Eberhart Querflöte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Das Studium beendete sie zwei Monate vor der Diplomprüfung. „Ich hatte bemerkt, dass ich zwar das richtige Studium, aber den falschen Beruf gewählt hatte.“ Nach dem Studium begann sie, Straßentheater zu spielen, und erlernte das Jonglieren. Schließlich arbeitete sie als Clown bei den Rote Nasen Clowndoctors in Graz und Wien. Eine Veränderung, die notwendig war und die auch mit Anerkennung zu tun hat. „Wirf drei Bälle in die Höhe, halte sie in der Luft: Alle klatschen, sogar, wenn dir etwas herunterfällt. Spiele eine Flötensonate, für die du ein halbes Jahr lang geübt hast, mache einen Fehler, und alle verziehen das Gesicht“, erklärt Pachl-Eberhart ihre Entscheidung. Der Gnadenlosigkeit des klassischen Musikbetriebs wollte sie sich nicht mehr aussetzen. Stattdessen hat sie Felder gefunden, in denen sie die Menschen leichter begeistern konnte. Felder, die ihr mehr Freude bereiten. Denn Freude ist eine Notwendigkeit im Leben. „Das heißt nicht, dass man es sich immer leicht machen muss“, erklärt die Künstlerin. „Sich zu verbeißen, sogar sich zu ärgern, kann Freude machen, wenn man es durchzieht und weder das Leben noch andere dabei schuldig spricht.“
Das eigene Leben danach auszurichten, was einem Freude bereitet, kann bedeuten, dass man Abstriche machen muss – finanziell oder beim gesellschaftlichen Ansehen. Für Studenten und Berufseinsteiger, die vielfach zum ersten Mal ihr eigenes Geld verdienen und Karriere machen möchten, bisweilen eine belastende Vorstellung. Wie gehen wir am besten mit dieser Sorge um? Die gebürtige Wienerin hat lange mit sehr wenig Geld gelebt. Angst vor Armut hatte sie jedoch nie. Und ihren Selbstwert bezieht sie aus einem guten Kontakt zu ihrer Seele, „zur feinen, lieben Stimme in mir, die mir den Weg weist. Wenn ich ihr folge, habe ich keine Angst. Und dann ist mir auch die Gesellschaft egal.“
Doch was, wenn das Leben durch einen Schicksalsschlag gekennzeichnet ist? Können wir uns auch dann die Lebensfreude bewahren? Barbara Pachl-Eberhart ist nicht nur Autorin, Vortragende, Dialogprozessbegleiterin und Schreibpädagogin – sie war auch Ehefrau und Mutter zweier Kinder. 2008 starben ihr Mann und ihre Kinder bei einem Autounfall. Ein Schicksal, das ihr vor allem eines beigebracht hat: „Wir dürfen nicht glauben, dass wir auf irgendetwas im Leben Anspruch haben. Wir haben kein Recht auf Kinder, auf Gesundheit, auf Glück.“ Das bedeutet auch: „Wenn ein Glück zerbricht, ist das keine Beleidigung oder Strafe. Es ist einfach nur ein Aufruf, neue, unbekannte Wege zu gehen“, so Pachl-Eberhart.
Achtsamkeit
Mit ihren Büchern „Vier minus drei: Wie ich nach dem Verlust meiner Familie zu einem neuen Leben fand“ und „Warum gerade du? Persönliche Antworten auf die großen Fragen der Trauer“ ist Pachl- Eberhart zur Bestsellerautorin geworden. In ihren Werken spricht sie das Thema Trauer an. Schreiben empfindet sie seither als sichtbar gemachtes Denken: „Wenn ich schreibe, sehe ich meinem Denken zu. Wenn ich etwas umschreibe, formatiere ich die Festplatte in meinem Kopf neu. Sorgfältige Worte zu wählen, heißt also, Achtsamkeit gegenüber dem eigenen Denken zu entwickeln. Das wirkt sich bald aufs ganze Leben aus.“
Wie geht man also am besten mit Rückschlägen und Verlusten um? Sich an den Gefühlen der Enttäuschung, der Scham und der Trauer vorbeizuschummeln, mache keinen Sinn, meint die Autorin. Das meiste Leid würden wir erzeugen, indem wir schlechte Gefühle wegschieben und verdrängen wollen. Denn: Wenn wir keine Gefühle verdrängen würden, auch nicht die unangenehmen, dann komme auch die Freude immer wieder wie von selbst. Fühlen, Freude, das heiße vor allem: in Verbindung mit dem Körper zu sein. Barbara Pachl-Eberhart erklärt: „Wir sind mehr als ein Kopf auf zwei Beinen. Lebensfreude steckt nicht im Hirn, sie wohnt in Leib und Seele.“
Bücher von Barbara Pachl-Eberhart
Barbara Pachl-Eberhart gibt in ihrem neuen Buch „Warum gerade du?“ persönliche Antworten auf Fragen der Trauer. Sie bietet Orientierung, Trost und konkrete Hilfe. Ihre berührenden und praktischen Antworten bekennen sich zum Leben und zur Hoffnung auf das Glück.
Barbara Pachl-Eberhart:
Warum gerade du?
Persönliche Antworten auf die großen Fragen der Trauer.
Integral 2014.
ISBN 978-3778792537.
17,99 EuroSpiegel-Bestseller: Barbara Pachl-Eberhart:
Vier minus drei:
Wie ich nach dem Verlust meiner Familie zu einem neuen Leben fand.
Integral 2010.
ISBN 978-3778792179.
19,95 Euro