BIQ – das Algenhaus leitet eine neue Ära des nachhaltigen Wohnens ein. Mit dem innovativen Projekt entstand in Hamburg-Wilhelmsburg das erste Haus weltweit, das sich über eine Gebäudefassade aus Photobiokollektoren selbst mit Energie versorgt. Von Meike Nachtwey.
Sie ist grün und sie lebt, die Fassade von BIQ – das Algenhaus. In ihrem Inneren werden Mikroalgen kultiviert, die unter Sonneneinstrahlung und Zugabe von CO2 sowie flüssigen Nährstoffen Biomasse und Wärme produzieren. Als Weltneuheit wurde im Algenhaus erstmals an einem Gebäude eine Bioreaktorfassade angebracht. Diese vorgeschaltete Fassade wurde an der sonnenbeschienenen Südseite des Gebäudes installiert und produziert mithilfe von Algen über seine 129 einzelnen Biokollektoren sowohl Wärme als auch Biomasse. Über eine im Erdgeschoss installierte Energiezentrale werden die Algen und die zum Wachstum benötigten Nährstoffe wie Kohlenstoffdioxid, Stickstoff und Phosphor über die rotweißen Versorgungsleitungen in die Kollektoren eingeleitet. Mit der produzierten Wärme beziehungsweise Biomasse werden die Wohnungen im Algenhaus beheizt.
Damit die Fassade als Bioreaktor funktioniert, sind auf der der Sonne zugewandten Vorderseite lichtdurchlässige, plattenförmige Kollektoren erforderlich, in deren Hohlraum das für die Algenzucht notwendige Kulturmedium zirkuliert. Ihnen vorgespannte Scheiben schützen die Kollektoren vor Wärmeverlust und wirken so als thermische Isolation sowie gleichzeitig als Schallschutz. Für die optimale Ausnutzung der Sonnenstrahlen wird auf der Vorderseite reflektionsfreies Weißglas verwendet. Über den Wasserkreislauf werden die Algen kontinuierlich mit flüssigen Nährstoffen und CO2 versorgt. Eine ständige Durchmischung des Wassers im Kollektor erfolgt durch große Luftblasen. Mithilfe der Sonnenkraft vermehren sich die Algen dann, bis sie schließlich als Biomasse zur Ernte in den Technikraum im Innern des Hauses weitergeleitet werden. In einem externen Prozess wird aus der Biomasse Biogas hergestellt. Mithilfe eines Gasbrennwertkessels wird das Biogas verbrannt. Die entstehende Wärme erhitzt das Brauchwasser für die einzelnen Wohnungen. Das Kohlendioxid wird in die Bioreaktorfassade zurückgeleitet. Somit schließt sich der Energiekreislauf. Überschüssige Wärme kann bei Überproduktion an das Nahwärmenetz abgegeben oder in die Erdwärmesonden eingespeist werden.
BIQ – das Algenhaus verfügt über 200 Quadratmeter Algenfassade. Bei einem Ertrag von 15 Gramm Trockenmasse pro Quadratmeter und Tag kann bei der Umwandlung von Biomasse in Biogas ein Nettoenergiegewinn von etwa 4500 Kilowattstunden pro Jahr erzielt werden. Zum Vergleich: Eine vierköpfige Familie verbraucht im Jahr circa 4000 Kilowattstunden. Die Algenfassade könnte so den gesamten Haushalt einer Familie mit Biostrom versorgen.
Weitere Infos unter: www.biq-wilhelmsburg.de