Verschiedene Lebens- und Karrierephasen stellen unterschiedliche Anforderungen an den Arbeitsplatz. Unternehmen bieten Unterstützung mithilfe vielfältiger Programme zur Work-Life-Balance. Ein Überblick über die Möglichkeiten und einige Beispiele aus der deutschen Konzernwelt. Von Theresa Hupp
Karriere und Kinder: Fast alle großen Konzerne bieten eine Reihe unterschiedlicher Arbeitszeitregelungen wie Gleitzeit, Teilzeit oder Jobsharing, damit Eltern Beruf und Familie vereinbaren können. Damit der Wiedereinstieg nach der Elternzeit stressfrei gelingt, ist E.on noch einen Schritt weiter gegangen und hat verschiedene Konzepte entwickelt, um Mitarbeiter gezielt zu unterstützen: Pausierenden Müttern und Vätern werden schon in der Elternzeit bevorzugt Urlaubs- oder Krankheitsvertretungen angeboten, um sie möglichst nah an den Unternehmensprozessen zu halten. Das Senior Trainee Programm von Lanxess ermöglicht Akademikern – vornehmlich Frauen – nach langer Familienpause mit Coachings und Fortbildungen eine erfolgreiche Rückkehr in den Beruf. Die meisten Konzerne helfen bei der Suche nach Betreuungsplätzen, Tagesmüttern oder Au-Pairs. Manche unterhalten eigene Krippen oder haben Belegrechte in betriebsnahen Kindertagesstätten und -horten. Adidas hat an verschiedenen Standorten zusätzlich zu betriebseigenen Tagesstätten auch Eltern-Kind-Büros eingerichtet und bietet in „Kids Camps“ während der Schulferien Betreuung an.
Home Office: Ob zur Kinderbetreuung oder aus anderen Gründen: Manchmal arbeitet es sich von zu Hause aus besser als im Büro. Das Potenzial, das im Konzept Home Office steckt, haben auch viele Unternehmen erkannt: Nach der Studie Workplace Survey des Personaldienstleisters Office Team, einem Geschäftsbereich von Robert Half, erlauben mittlerweile 86 Prozent der Unternehmen ihren Angestellten, ihrer Arbeit im Home Office nachzugehen. Das wirft für die Arbeitgeber aber auch Fragen in der Mitarbeiterführung auf – regelmäßige Präsenz im Büro und die Anwesenheit bei Teambesprechungen sind deshalb Voraussetzung für das Arbeiten von zu Hause aus.
Flexible Arbeitszeitgestaltung: Work-Life-Balance beinhaltet nicht nur die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Mehrheit der Arbeitnehmer, ob kinderlos, mit kleinen oder erwachsenen Nachkommen, hat ein wachsendes Bedürfnis nach Flexibilität und Selbstverwirklichung. Alle großen Unternehmen bieten hier diverse, auf das Profil abgestimmte Lösungen an.
Gleitzeit: Innerhalb eines festgelegten Zeitfensters kann der Arbeitnehmer arbeiten, wann er will. Damit ist Sport vor dem Büro oder der Elternsprechtag am Nachmittag kein Problem mehr.
Teilzeit: Ob mehr Zeit für die Kindererziehung, ein zeitaufwändiges Hobby, eine Weiterbildung oder der gleitende Weg in den Ruhestand – hierfür eignet sich die Teilzeit. Von einer Reduzierung der Wochenstunden bis zum Jobsharing gibt es hier zahlreiche Möglichkeiten.
Arbeitszeitkonten: Auf einem Konto wird Mehrarbeit gutgeschrieben und kann später gebündelt als Freizeit genutzt oder als Mehrverdienst ausgezahlt werden. Eine interessante Option für Arbeitnehmer, die beispielsweise ein Sabbatical planen oder flexiblere Arbeitszeiten erreichen wollen. Im März 2014 ist eine gemeinsame Studie von Deloitte und Baumgartner & Partner erschienen: „Zeitwertkonten – Verbreitung, Nutzung und Ausgestaltung bei großen deutschen Unternehmen“, zu finden unter www.deloitte.de, im Suchfeld „Zeitwertkonten“ eingeben.
Auszeit (Sabbaticals): Für eine Weltreise, das Erlernen einer Fremdsprache oder eine Pause vor der nächsten Karrierestufe bietet sich eine längere Auszeit in Form eines Sabbaticals an. Viele Unternehmen bieten eine Auswahl an Möglichkeiten, von der temporären Reduzierung auf Teilzeit bis zum klassischen Sabbatjahr.
Wie sage ich es am besten? Wer unsicher ist, wie er Vorgesetzte auf sein gewünschtes Arbeitsmodell ansprechen soll, dem hilft das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit einem Leitfaden weiter: So sag ich’s meinen Vorgesetzten – Elternzeit, Wiedereinstieg und flexible Arbeitsmodelle erfolgreich vereinbaren.
www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen.html
Sportangebote und Gesundheitspflege: Neben betriebseigenen Krankenkassen, Betriebsärzten, kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen und -leistungen werden immer mehr Sportmöglichkeiten angeboten. Bei BMW übernimmt die betriebseigene Krankenkasse auch außergewöhnliche Leistungen wie Osteopathie, außerdem unterhält der Automobilhersteller eigene Fitnesscenter. Daneben werden Mitarbeiterinitiativen, zum Beispiel sportliche Aktivitäten wie Tennis, Tanz oder Segeln gefördert. Die Allianz unterstützt an ihren Betriebsstätten Sportkurse, und bei Adidas wird das Sportangebot durch Vorträge verschiedener Top-Athleten und Tickets für Sportveranstaltungen noch attraktiver.
Sozialberatungsstellen: Ob in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, familiären Notfällen oder auch bei seelischen Belastungen, denen man sich nicht gewachsen fühlt – bei vielen Konzernen können Arbeitnehmer in Konfliktsituationen Unterstützung in betriebseigenen Sozialberatungsstellen finden.
Pflege Familienangehöriger: Wenn die Unterstützung eines oder mehrerer Familienmitglieder mehr Zeit in Anspruch nimmt, als das übliche Arbeitspensum zulässt, also zum Beispiel Elternpflege notwendig wird, bieten die Unternehmen Freistellungen, Sonderurlaub und ähnliche Maßnahmen. Bei Bayer können Tarifbeschäftigte und leitende Mitarbeiter für die Pflege naher Angehöriger zehntägige bezahlte Auszeiten nehmen oder sich für eine Pflege-Teilzeit von bis zu drei Jahren entscheiden. Viele Konzerne helfen auch in eigenen Sozialberatungsstellen oder mit Gesprächskreisen zum Erfahrungsaustausch.
Buchtipps
Barbara Krautz, Heike Schiebeck, Jörg Schülke: Stressfrei studieren ohne Burnout.
UTB 2013. ISBN 978-3825239077. 9,99 Euro.
Der nützliche Ratgeber vermittelt Techniken und Strategien, die beim stressfreien Studium helfen. Mit einem Fragebogen kann man die eigene Burnout-Gefährdung ermitteln.
Kerstin Bund: Glück schlägt Geld. Generation Y: Was wir wirklich wollen.
Murmann 2014. ISBN 978-3867743396. 19,99 Euro.
Die Autorin erklärt in ihrem Buch, wie die Generation Y die Berufswelt verändert und warum wir alle von diesem Wandel profitieren.
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