Das Interview führte Meike Nachtwey.
Zur Person
Frauke Scheunemann, geboren 1969 in Düsseldorf, ist promovierte Juristin. Sie arbeitete als Journalistin und Pressesprecherin. Seit 2002 ist sie freie Autorin und schreibt zusammen mit ihrer Schwester Wiebke Lorenz unter dem Pseudonym „Anne Hertz“ erfolgreich Romane. 2010 erschien ihr erster Solo-Roman.
www.anne-hertz.de
Warum haben Sie Jura studiert?
Es war gesellschaftswissenschaftliches Interesse im wahrsten Sinne des Wortes: Ich wollte wissen, nach welchen Regeln unsere Gesellschaft funktioniert. Da ist Jura genau das richtige Fach.
Sie sind promovierte Juristin. Was hat Ihnen an Ihrer Tätigkeit am besten gefallen?
Während der Zeit meiner Dissertation habe ich in der Abteilung für Gesellschaftsrecht einer Kanzlei in München gearbeitet. Im Wesentlichen haben wir dort die juristische Seite des Unternehmenskaufs beackert. Spannend! Und gleichzeitig habe ich ehrenamtlich in der „Brücke e. V.“ gearbeitet – jenem Verein, der ambulante Maßnahmen für straffällige Jugendliche organisiert hat. Die Unterschiede in der „Mandantschaft“ hätten nicht größer sein können. Das ist für mich bis heute das große Faszinosum an der Rechtswissenschaft: Sie reicht „von … bis …“.
Wie kam es zu der Entscheidung, mit Ihrer Schwester gemeinsam Bücher zu schreiben?
Jura hat schon sehr viel mit Sprache zu tun – um die Gegenseite zu überzeugen, muss man geschliffen formulieren können. Für Einzelfallsachbearbeitung bin ich auf Dauer zu faul, mein Akkord ist unterirdisch. Dann also lieber ein ganzes Buch schreiben, da zählt die Idee mehr als das Tempo.
Buchtipp
Frauke Scheunemann: Hochzeitsküsse.
Page & Turner 2013. ISBN 978-3442203925. 14,99 Euro.
Und wieso dann Solo-Projekte?
Nach jedem Gemeinschaftsprojekt sehne ich mich nach einem Alleingang, nach dem Alleingang wiederum nach der Arbeit mit meiner Schwester. Die Abwechslung ist also ideal.
Wie sieht Ihr heutiger Tagesablauf aus?
Wie bei allen Müttern, die im Büro arbeiten: Hinsetzen und loslegen. Und rechtzeitig fertig werden, bevor Kita und Hort schließen.
Was gefällt Ihnen an Ihrer jetzigen Tätigkeit am besten?
Die nahezu grenzenlose Freiheit: Ich schreibe, was ich in meinem Kopf vorfinde. Und zwar dann, wenn es passt. Das ist gleichzeitig der Nachteil: Manchmal passt es erst von 23 bis 4 Uhr…
Welchen Fall hätten Sie als Rechtsanwältin gern übernommen?
Den großen Postzugraub, also die Verteidigung von Ronnie Biggs. Das wäre bestimmt ein großer Spaß gewesen!