Der dritte Branchenbericht „Der Arbeitsmarkt im Bausektor“ ist erschienen. Dieser stellt die Entwicklung des Bauarbeitsmarktes in den vergangenen zehn Jahren dar und verdeutlicht erneut, dass der demografische Wandel in der Branche angekommen ist. Nachwuchskräfte sind allein aufgrund der Altersstruktur der Branche sehr gefragt. Von Vanessa Thieme, Abteilungsleiterin im Kompetenzzentrum für Berufsbildung und Personalentwicklung im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.
Obwohl sich die Beschäftigtensituation seit 2005 stabilisiert hat und die Bauunternehmen seit 2009 ihr Personal kontinuierlich aufstocken, fehlt es nach wie vor an Fachkräften. Wie sich die Situation weiter entwickeln wird, ist natürlich ungewiss. Doch immerhin sind beim Bauingenieurnachwuchs vorerst positive Signale zu erkennen: So ist das Interesse der Schulabgänger an einem Studium weiter angestiegen. Es ist erfreulich, dass es 2011 erneut deutlich mehr Studienanfänger als noch im Jahr zuvor gab – ihre Anzahl ist von etwa 10.000 Anfängern auf zirka 13.000 gestiegen. Damit hat das Bauingenieurwesen im Vergleich zu allen anderen Studiengängen zwischen 2006 und 2011 die stärksten Zuwachsraten zu verzeichnen. Das kann als ein Indiz für die Attraktivität des Berufs und die damit verbundenen Zukunftschancen gewertet werden.
Absolventen sind gefragt
Auch die Absolventenzahlen sind mit 6000 Bauingenieuren 2011 erneut positiv ausgefallen. Dies ist eine wichtige Entwicklung vor dem Hintergrund, dass der Bedarf an Bauingenieuren im Jahr 2012 den höchsten Stand seit zehn Jahren zu verzeichnen hatte. Allerdings stehen diese Absolventen nicht alle unmittelbar dem Arbeitsmarkt und somit den Bauunternehmen zur Verfügung. Denn 42 Prozent schlossen ihr Studium zunächst mit einem Bachelorabschluss ab. Laut Absolventenbefragung plant ungefähr die Hälfte der Bachelorabsolventen einen direkten Anschluss des Masterstudiums. Sie werden also erst ein bis zwei Jahre später auf die suchenden Unternehmen treffen.
Ein weiterer Indikator für den Bedarf an bestimmten Qualifikationsprofilen ist zudem die Vakanzzeit. Das ist die Zeit, die die Unternehmen momentan benötigen, um eine freie Stelle zu besetzen. Diese liegt mit 83 Tagen bei Bauingenieuren deutlich über dem gesamtwirtschaftlichen Wert. Auch dieser Wert verdeutlicht noch einmal den Mangel an qualifiziertem Personal und zeigt, wie schwierig es sich für Bauunternehmen gestaltet, Stellen mit Bauingenieuren zu besetzen.
Auf dem Arbeitsmarkt ist diese Entwicklung bereits deutlich zu spüren: Bei Bauingenieuren herrscht quasi Vollbeschäftigung. Bei der Bundesagentur für Arbeit waren im August 2013 rund 2500 arbeitslose Bauingenieure registriert. Zum gleichen Zeitpunkt waren aber nur rund 1700 offene Bauingenieurstellen gemeldet. Wobei es weitaus mehr Angebote geben wird. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie geht nämlich davon aus, dass pro gemeldeter offener Stelle tatsächlich fünf bis sechs Bauingenieurstellen unbesetzt sind. Da Meldungen von Unternehmen bei den Arbeitsagenturen in der Regel erfolglos sind, verzichten viele inzwischen darauf. Demnach könnten in Deutschland etwa 8500 bis 10.200 vakante Stellen für Bauingenieure existieren.
Qualifizierte Absolventen treffen somit auf sehr gute Arbeitsmarktbedingungen und vielfältige Aufgabenfelder. Bauingenieure finden Einsatzmöglichkeiten in Unternehmen jeder Betriebsgröße. Sie sind insbesondere in Ingenieurbüros oder im Baugewerbe tätig, einige arbeiten auch im öffentlichen Dienst oder in diversen anderen Wirtschaftszweigen. Hochschulabsolventen bieten sich somit sehr gute Zukunftsperspektiven in der Bauwirtschaft. Es erwarten sie spannende Aufgabenfelder und vielseitige Einsatzmöglichkeiten in einem innovativen Umfeld.
Angeklickt
- Der Branchenbericht „Der Arbeitsmarkt im Bausektor“ ist unter www.bauindustrie.de/downloads zu finden.
- Informationen zum Beruf Bauingenieur gibt es unter www.werde-bauingenieur.de.
- Orientierungshilfen zu den Abschlüssen Bachelor und Master im Bauingenieurwesen sowie zu Studienstandards für das Fach Bauingenieurwesen sind unter www.asbau.org aufgeführt.