Von der Hochschule direkt in den Job: Das ist der Weg vieler Bauingenieurabsolventen – egal ob sie mit Bachelor, Master oder Diplom ihr Studium abgeschlossen haben. Dieser Übergang in den Beruf ist spannend und birgt eine Vielzahl von Möglichkeiten. Eine davon ist die Übernahme von Verantwortung. Wer entsprechende Aufgaben übertragen bekommt, weiß: Das Unternehmen vertraut mir als Einsteiger. Von Christoph Berger
Die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten stehen ganz oben auf der Liste der Motivatoren. Sie sind Grund für das Engagement der Mitarbeiter in Unternehmen und ihre Bindung zum Arbeitgeber. Dies ist das Ergebnis einer weltweiten Befragung von 3,8 Millionen Mitarbeitern in 2500 Unternehmen durch das auf Personallösungen spezialisierte Unternehmen Aon Hewitt. Schaut man sich vor diesem Hintergrund die Ein- und Aufsteigerporträts dieser aktuellen Magazinausgabe sowie die der vorangegangen an, kommt man zu dem Schluss: Auch Bauingenieure treten nach ihrem Abschluss in eine Welt reichhaltiger Chancen.
Absolventen des Fachs Bauingenieurwesen übernehmen meist direkt verantwortungsvolle Positionen, und ihre Verantwortungsbereiche wachsen schnell – sofern sie sich in den ersten Projekten bewähren. Bauingenieure starten in Bauunternehmen oft als Bauleiter, entweder mit Alleinverantwortlichkeiten für kleinere Projekte oder sie übernehmen die Führung auf der Baustelle zusammen mit einem Kollegen, oder sie leiten Teilprojekte. Schnell dürfen und sollen sie mitgestalten. Um die neuen Herausforderungen zu meistern, werden sie von den Unternehmen auf vielfältige Weise unterstützt: Zum einen bekommen sie erfahrene Mitarbeiter zur Seite gestellt, die bei kniffligen Fragen und Situationen helfen, zum anderen erhalten sie Weiterbildungen.
Nach Abschluss ihres technischen Studiums geht es dabei oft erst einmal um die Themen Kommunikation, Präsentation und Verhandlungsführung sowie auch um betriebswirtschaftliches Know-how. Und schließlich gibt es noch die Projektleiter, die ein Auge auf das Gesamtprojekt haben und darauf achten, dass mögliche Probleme möglichst früh erkannt werden und rechtzeitig gegengesteuert werden kann. Durch die schnelle Eingliederung in die Projektarbeit ist es zudem nicht verwunderlich, dass der Direkteinstieg mit Training-on-the-Job die gängigste Einstiegsvariante ist.
Auffällig ist auch: Viele der Absolventen haben bereits während ihres Studiums Kontakt zu ihrem späteren Arbeitgeber geknüpft: Praktika sowie projekt- und unternehmensbezogene Studienabschlussarbeiten mündeten nicht selten in einer Anstellung. Das ist nicht verwunderlich, denn Absolvent und Unternehmen kennen sich durch die Zusammenarbeit bereits. Die Unternehmen können daher die Fähigkeiten ihrer zukünftigen Mitarbeiter besser einschätzen, und die Absolventen haben ein Gefühl für Aufgaben, Entwicklungsmöglichkeiten und die jeweilige Unternehmenskultur entwickelt. Sie wissen, ob all das zu ihren Vorstellungen passt. „Onboarding-Phase“ wird diese Zeit im Fachjargon genannt. Nicht selten starten die Absolventen sogar direkt in den Teams, in denen sie bereits zu Studienzeiten mitgearbeitet haben.
Traineeprogramme werden hingegen vor allem von den größeren Unternehmen angeboten. Sie gewähren den Einsteigern einen Einblick in unterschiedliche Unternehmensbereiche. In den Bau-, Dienstleistungs- und Serviceunternehmen des Bauhauptgewerbes sind die Programme hingegen meist auf eine Zielposition ausgerichtet. Absolventen lernen in dieser Zeit die Abteilungen kennen, mit denen sie später zusammenarbeiten werden. So kennen sie die Aufgaben, Arbeitsweisen und Personen, die an den Bauprojekten beteiligt sind. Kleine Unternehmen können Traineeprogramme oft aufgrund des Personal- und Organisationsaufwands nicht bieten.
Laut dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erwirtschafteten die 75.000 Unternehmen des Bauhauptgewerbes insgesamt 93 Milliarden Euro. 37 Prozent des Umsatzes stammen dabei aus dem Wirtschaftsbau, 35 Prozent entfallen auf den Wohnungsbau und 28 Prozent auf den Öffentlichen Bau. Und die Umsätze wachsen seit 2005 in der Branche – wenn auch mit Schwankungen. Der Verbandspräsident Professor Dipl.-Kfm. Thomas Bauer erklärte anlässlich der Jahrespressekonferenz am 5. Juni zum „Tag der Deutschen Bauindustrie“: „Die Bauunternehmen werden ihre Beschäftigung 2013 auf Vorjahresniveau halten.“ Damit bleibt die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe im Jahresdurchschnitt bei 745.000 Personen. Das sind 40.000 mehr als 2009, dem damaligen Tiefpunkt der Branche. Diese Zahlen festigten sich im Verlauf des Jahres. Mit Bezug auf eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags DIHK aus dem September sagte Bauer, dass 91 Prozent der Bauunternehmen ihre personellen Kapazitäten in den kommenden Monaten halten beziehungsweise erweitern wollen, lediglich neun Prozent würden eine Reduzierung planen.
Bleibt schließlich noch die Frage nach dem Gehalt. Dieser Aspekt spielt laut verschiedener Studien zwar für die heutigen Absolventen nicht mehr die gleiche Rolle wie für ihre Vorgängergenerationen, trotzdem ist es interessant, welches Gehalt sie beim Einstieg erwartet. Das auf Gehaltsanalysen spezialisierte Unternehmen Personalmarkt hat für den karriereführer bauingenieure 2084 aktuelle Datensätze ausgewertet: Unterschiede gibt es im Gehalt nicht nur hinsichtlich der Jahre an Berufserfahrung, sondern auch in Bezug auf die Unternehmensgröße. Im Median – also: 50 Prozent verdienen mehr, 50 Prozent weniger – erhalten Bauingenieure mit weniger als drei Jahren Berufserfahrung 38.975 Euro. Mit elf Jahren Berufserfahrung bekommen Bauingenieure im Median 52.971 Euro.
Professor Dr.-Ing. Josef Zimmermann, Ordinarius des Lehrstuhls für Bauprozessmanagement und Immobilienentwicklung an der TU München, sagte im Rahmen der Präsentation der Gewinner „Bauunternehmen des Jahres“ Mitte Juni in München: „Die Dienstleistung ‚Bauen‘ erfordert ein hohes Maß an Problemlösungskompetenz in der Umsetzung der Kundenwünsche.“ Nehmen sich Bauingenieure noch diesen Satz zu Herzen, kann mit dem Berufsstart eigentlich nichts mehr schiefgehen.
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Die TU München und das Fachmagazin tHIS (Tiefbau, Hochbau, Ingenieurbau, Straßenbau) vergaben im Juni erstmals einen Preis für erfolgreiche und innovative deutsche Bauunternehmen: die Bauunternehmen des Jahres 2013.
Gesamtsieger war das Unternehmen Krieger+Schramm.
Die Sieger in den weiteren Kategorien waren:
Hochbau: Goldbeck
Entwicklung und Ausführung von Systemlösungen: Schwörer Bauindustrie
Tief-, Straßen- und Ingenieurbau: Heitkamp Hülscher
Bauen im Bestand: K. Baumann
Ausbau: Baierl + DemmelhuberQuelle: www.bauunternehmen-des-jahres.de