„Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich so wenige Leute damit beschäftigen“, soll Henry Ford gesagt haben. Zu dieser Einschätzung muss auch die UNESCO gekommen sein, als sie sich vor 11 Jahren den Tag der Philosophie ausgedacht hat, den sie seitdem jährlich mit einer Kanonade an Veranstaltungen begeht. Seit 2005 gehört der Tag der Philosophie zu den offiziellen Welttagen der Vereinten Nationen. Seine wichtigste Botschaft lautet: Philosophie, kritisches Denken und freie Meinungsäußerung sind entscheidend für ein friedliches und menschenwürdiges Leben in Vielfalt, für Wohlstand, Gerechtigkeit und Entwicklung.
Wie genau die Philosophie das Denken schult, hat mir neulich der Philosoph Christoph Quarch in einem Gespräch über Glück erzählt: Die ganze antike Philosophie kreise nämlich um die Frage nach dem Glück. „Wobei Glück aber nun gerade nicht neuzeitlich als maximale, nachhaltige Freude gedeutet wird, sondern als die Qualität eines gelingenden, guten Lebens: als Stimmigkeit und Harmonie von Körper, Geist und Seele“, sagt Quarch. Und ebendies stehe in den alten Büchern von Platon, Aristoteles oder Epikur drin.
Dringliche Themen, denen man sich mit den Methoden und dem Handwerkszeug der Philosophie nähern könnte, gibt es zahlreich. Die Sorge, dass nicht mit beiden Beinen im Leben stehe, wer in der Denkerstube denkt, scheint unbegründet: „Denken Sie etwa an die Korruptionsbekämpfung, den Tierschutz oder die Bedeutung der Ethik, wenn es um den medizinischen Fortschritt geht. Da ist die Philosophie gefragt, Themen unbefangen zu durchleuchten und so in Ordnung zu bringen, dass vernünftige Entscheidungen möglich sind“, hat Philosophie-Professor Julian Nida-Rümelin in einem Interview mit dem karriereführer ausgeführt.
Der Welttag der Philosophie 2013 steht deshalb ganz alltagsnah unter dem Motto „Inklusive Gesellschaften, ein nachhaltiger Planet“. Über dreißig Veranstaltungen sollen den Philosophienachwuchs („Philosophy Slam“) und erfahrene Denker („Zum 100. Geburtstag von Camus“) locken. Die Vielfalt versprechenden Veranstaltungstitel erinnern mich an die phil.COLOGNE, die im Frühsommer des Jahres in Köln Philosophen und weitere Denker versammelte, um nach Antworten auf unsere Fragen nach Sinn und Werten zu forschen (siehe meinen Blogeintrag: phil.Cologne – internationales Festival der Philosophie).
Philosophisches Denken als Alltagskompetenz finde ich wünschenswert, und dass die Denkerdisziplin sich dadurch in unserer Wirtschaftswelt verbreitet, erst recht.