Wie finde ich eigentlich heraus, ob der Beruf als Anwalt oder Anwältin in einer Großkanzlei zu mir passt? Ich würde sagen: Probieren geht über Studieren! Schon während verschiedener Praktika im Rahmen des Studiums habe ich gemerkt, dass mir juristische Fragestellungen auch in der Praxis Spaß machen. Letztlich war ich von meinen Stationen bei Behörden, bei Gericht oder auch kleineren Kanzleien aus verschiedenen Gründen aber immer etwas enttäuscht. Dann kam im Rahmen des Referendariats die Anwaltsstation bei Linklaters: Sehr schnell war mir klar, dass ich meine berufliche Zukunft in einer Großkanzlei sehe. Ein Erfahrungsbericht von Claudia Schneider.
Claudia Schneider
Studium der Rechtswissenschaften in Köln, Trier und London
Referendariat in Köln
Eingestiegen im Mai 2010
als Associate im Fachbereich Corporate/M&A
Aufgestiegen im Mai 2013
bei Linklaters zum Managing Associate
Die Verbindung von interessanten und immer wieder herausfordernden Aufgaben in einem internationalen Umfeld mit einem großen persönlichen Gestaltungsspielraum habe ich sonst in keinem juristischen Arbeitsumfeld gefunden. Darüber hinaus hat mich die offene und kollegiale Atmosphäre, die bei Linklaters herrscht, beindruckt. Trotz des sehr hohen fachlichen Anspruchs hatte ich von Beginn an das Gefühl, dass alle ihr Arbeitsumfeld so angenehm wie möglich gestalten wollen und die Türen auch für Neulinge – im wörtlichen Sinne – immer offen stehen.
Daher fiel mir der Entschluss, mich nach dem zweiten Staatsexamen als Anwältin bei Linklaters zu bewerben, sehr leicht. Inzwischen arbeite ich seit dreieinhalb Jahren im Fachbereich Corporate/M&A. Ich beschäftige mich sowohl mit gesellschaftsrechtlichen Fragestellungen, in der Regel rund um die Aktiengesellschaft oder die GmbH, aber berate auch bei spannenden nationalen und internationalen Transaktionen. Besonders interessant finde ich dabei die Zusammenarbeit und enge Vernetzung mit den Kollegen aus anderen Fachbereichen und Büros.
Aktuell berate ich beispielsweise bei der Umstrukturierung eines großen deutschen Unternehmens: Innerhalb von einem Jahr setzen wir hier über 200 einzelne Schritte um – von Maßnahmen nach dem Umwandlungsgesetz über Einbringungen und damit einhergehenden Kapitalerhöhungen bis hin zum Verkauf einzelner Sparten.
Hier habe ich es also mit der ganzen Bandbreite des Gesellschaftsrechts zu tun und konnte an konkreten Beispielen erfahren, wie eng mein Fachbereich mit den anderen verknüpft ist. So spielen steuerrechtliche Erwägungen im Rahmen derartiger Umstrukturierungen meist eine ganz wesentliche Rolle. Zudem wirft die Umsetzung der Veränderungen und Maßnahmen oft arbeitsrechtliche Fragestellungen auf. Wie auch bei Unternehmenskäufen ist hier die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Fachbereichen so eng, dass man immer wieder – im positiven Sinne – gezwungen wird, über den eigenen Tellerrand zu schauen und Lösungen auch vor dem Hintergrund anderer Rechtsgebiete zu hinterfragen und zu erproben.
Grundsätzlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, an unterschiedlichen Projekten mit verschiedenen Partnern und berufserfahrenen Kollegen zusammenarbeiten. So erweitert man nicht nur die eigene Expertise und versteht, wie „das Geschäft“ funktioniert, sondern lernt auch verschiedene Arbeits- und Führungsstile kennen und erhöht letztlich den eigenen Bekanntheitsgrad.
[pull_quote_center]Ich empfehle allen Berufseinsteigern, in den ersten Jahrenmöglichst unterschiedliche Projekte mitzugestalten[/pull_quote_center]
Ich empfehle daher allen Berufseinsteigern, in den ersten Jahren möglichst unterschiedliche Projekte mitzugestalten – in sehr kurzer Zeit lernt man so unheimlich viel, hat aber gleichzeitig die Gelegenheit herauszufinden, was einem selbst besonders viel Spaß macht, und kann später entsprechend Schwerpunkte setzen.
Das Gesellschaftsrecht ist ein sehr weites Fachgebiet, so dass es auch nach einigen Jahren immer noch viele Fragestellungen gibt, denen man zum ersten Mal begegnet. Auf der anderen Seite ist es beruhigend, nach einiger Zeit festzustellen, dass man das ein oder andere dann doch schon gemacht hat und diese Wiedererkennungseffekte immer häufiger auftreten.
Um nach mindestens drei Jahren als Associate zum Managing Associate ernannt zu werden, muss man einen internen Beurteilungsprozess durchlaufen, in den immer mehrere Partner involviert sind. Dabei kommt es neben der eigentlichen Mandatsarbeit auch darauf an, auf andere Bereiche Zeit zu verwenden, wie zum Beispiel Marketing- Aktivitäten, Engagement im Recruiting oder das Verfassen von wissenschaftlichen Beiträgen.
Insgesamt sollte man als Anwalt in einer Großkanzlei bereit sein, graduell mehr Verantwortung zu übernehmen, je länger man dabei ist. Dies passiert natürlich nicht über Nacht mit der Ernennung zum Managing Associate, vielmehr ist es bereits in den Jahren zuvor ein stetiger Prozess und zeigt sich zunächst darin, einzelne Fragestellungen oder Bereiche innerhalb eines Mandats eigenständig zu bearbeiten und zu verantworten.
[pull_quote_left]Als Anwalt in einer Großkanzlei sollte man bereit sein, graduell mehr Verantwortung zu übernehmen, je länger man dabei ist. [/pull_quote_left]Später werden daraus größere Projekte, so dass man Gelegenheit hat, sich auch gegenüber den Mandanten als Ansprechpartner zu positionieren. Dazu gehört auch, zunehmend mit jüngeren Kollegen zusammen im Team zu arbeiten und das selbst erworbene Wissen oder erprobte Herangehensweisen weiter zu vermitteln – wiederum eine ganz neue Erfahrung, in die man sukzessive hineinwächst.
Diese Weiterentwicklung wird durch die Sozietät kontinuierlich begleitet: Während die Inhalte des Aus- und Weiterbildungsprogramms bei Linklaters am Anfang dem Ausbau fachlichen Spezialwissens dienen, kommen später die Vermittlung und Weiterentwicklung von Managementqualitäten und Teamführungsfähigkeiten hinzu.
Besonders aufgrund der beschriebenen Vielseitigkeit ist der Fachbereich Gesellschaftsrecht in einer Großkanzlei für Berufseinsteiger spannend. Wer sich dafür interessiert, sollte versuchen, bereits im Studium ein Gespür für wirtschaftliche Zusammenhänge zu entwickeln und die Schwerpunkte entsprechend zu setzen. Ein Praktikum oder eine Tätigkeit während des Referendariats ist die ideale Möglichkeit, sich ein Bild davon zu machen, wie der Arbeitsalltag in einer Großkanzlei aussieht, und festzustellen, ob man sich in diese Richtung entwickeln möchte.