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Comeback der Masche

In Kassel häkeln ältere Damen modische Mützen für junge Leute. Jeder verkauften Mütze liegt eine Postkarte bei: Die Käufer können darauf Grüße an die Häkelheldinnen schreiben. Ganz nebenbei entspinnt sich ein Dialog zwischen den Generationen. Aufgezeichnet von Stefan Trees

Elisa Steltner und
Nadja Ruby
Diplom-Designerinnen
Projekt: Alte Liebe
Ort: Kassel
Webseite: www.alte-liebe.com

Wie alles begann
Für eine Projektarbeit in unserem Produktdesign-Studium an der Kunsthochschule Kassel haben wir uns gefragt: Wie bekommt man soziales Engagement und unternehmerisches Wirtschaften zusammen, sodass etwas Sinnvolles entsteht? Nadja war im Sommer zuvor in einem Surf-Camp in Frankreich, am Strand trugen alle Mützen, weil der Atlantik-Wind einem dort ständig um die Ohren braust. So entstand die Idee zu „Alte Liebe“ – Häkelmützen in modernem Style und liebevoll von Hand gefertigt von denen, die noch wissen, wie das geht: In Kassel häkeln Bewohnerinnen zweier Seniorenheime. Mittlerweile sind auch in Leipzig zwei Häkelgruppen entstanden. Dort unterstützt uns der Volkssolidarität Stadtverband Leipzig e.V., er stellt uns Räume zur Verfügung – so konnten wir wachsen.

Warum wir das machen
Die Frage nach der Sinnhaftigkeit unserer Arbeit stellte sich uns schon im Studium, wenn wir uns fragten: Was machen wir eigentlich den ganzen Tag? Unter Design versteht man ja oberflächlich: Dinge schön machen, so dass sie sich oft verkaufen und den Konsum fördern. Wir wollen aber sinnhaftes Design machen. Wir wirtschaften wie jedes Unternehmen, auch wenn wir keine Löhne zahlen – die Mütze müsste sonst über 100 Euro kosten. Der Kern des Projekts lautet deshalb: Der Marktwert und der soziale Mehrwert stehen in einem ausgewogenen Verhältnis.

Was es bislang gebracht hat
Unsere Damen erhalten neun Euro pro Mütze, die in einen Topf fließen für gemeinsame Ausflüge, Aktionen wie ein Jazz-Konzert im Seniorenheim oder kleinere Anschaffungen, die unsere Damen alleine zu organisieren und zu finanzieren in dieser Weise nicht in der Lage wären. Dass jede einzelne finanzielle Anerkennung allen Damen gleichermaßen zugutekommt, lässt keinen Leistungsdruck aufkommen und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Die Häkelgruppen werden von jungen Leuten geleitet, die Mitte Zwanzig sind, das fördert den Generationenaustausch, bringt Schwung und eine höhere Lebensqualität für die Damen. Sich ungezwungen und mit viel Freude auf etwas Neues einzulassen, das wird eben mit menschlichem Austausch angeregt.

Jeder Mütze liegt eine Postkarte bei mit dem Namen der Dame, die sie gehäkelt hat. 30 bis 40 Prozent der Postkarten kommen zurück. Wir treffen uns alle 14 Tage mit den Damen, dann haben wir immer einen guten Stapel Karten dabei, die wir verteilen können – auf manchen ist ein Foto, eine war sogar mal umhäkelt – die Freude über diese Anerkennung ist immer riesig.

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