Früher waren Frauen nur für Kinder und Küche zuständig? Von wegen! Auch in früheren Jahrhunderten gab es Frauen, die wissenschaftlich tätig waren, große Abenteuer gewagt sowie Mut, Durchsetzungskraft und Intelligenz bewiesen haben. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen erneut eine kleine Auswahl dieser bemerkenswerten Frauen vor – Teil 1 finden Sie im karriereführer frauen in führungspositionen Ausgabe 2012.2013. Von Juliane Wendt
Dorothea Christiane Erxleben – die erste promovierte deutsche Ärztin (* 1715, † 1762)
Dorothea Christiane Erxleben wurde 1715 in Quedlinburg geboren und schon früh auf ihren späteren Arztberuf vorbereitet. In der Ratsschule lernte sie Latein, von ihrem Vater bekam sie Unterricht in Naturwissenschaften und Medizin. Zeitweise nahm er sie zu seinen Patienten mit und ließ sie sogar in seiner Praxis arbeiten. Dies führte dazu, dass Dorothea Leporin – wie sie damals hieß – eine Sondergenehmigung von Friedrich dem Großen erhielt, um als Frau an der Universität Halle promovieren zu können. Doch sie nahm das Privileg zunächst nicht an, sondern erzog erst ihre Kinder und praktizierte als Ärztin. Als sie jedoch nach dem Tod einer Patientin wegen Pfuscherei angeklagt und als Dilettantin verschrien wurde, holte sie ihre Promotion nach. Danach führte sie ihr Leben fort wie gehabt: Sie behandelte Patienten und versorgte ihre Kinder.
Amelia Mary Earhart – die erste Überfliegerin des Atlantik (* 1897, † 1939)
Amelia Mary Earhart, die 1897 in Kansas geboren wurde, sammelte schon im Kindesalter Zeitungsausschnitte über Frauen in Männerberufen. 1915 schloss sie die High School mit Auszeichnung ab, danach arbeitete sie als Militärkrankenschwester sowie Sozialarbeiterin und studierte einige Semester Medizin. 1920 flog sie zum ersten Mal in einem Flugzeug mit, und von da an stand ihr Traum fest: Sie wollte selbst fliegen, am liebsten im eigenen Flugzeug. Da jedoch ihre Eltern die Ausbildung und den Flieger nicht bezahlen wollten, finanzierte sie beides mit 28 verschiedenen Nebenjobs. Es zahlte sich aus: 1932 überquerte sie als erste Frau den Atlantik, 1935 als erster Mensch den Pazifik. Doch das war ihr nicht genug: 1937 startete sie einen Flug, der um die ganze Welt führen sollte. Doch während der Reise riss der Funkkontakt zu ihr ab. Seitdem galt Amelia Mary Earhart als verschollen, 1939 wurde sie für tot erklärt. 2009 war der Film „Amelia“ mit Hilary Swank und Richard Gere in den Hauptrollen in den Kinos zu sehen. Er zeigte das außergewöhnliche Leben der Amelia Mary Earhart, die nicht nur Pilotin, sondern auch Frauenrechtlerin war und von vielen Frauen als Heldin und Idol gefeiert wurde.
Clärenore Stinnes – die erste Weltenbummlerin (* 1901, † 1990)
Viele Männer sind begeistert von Autos und der Formel 1. Doch schon Anfang des 20. Jahrhunderts begannen auch Frauen, sich für das Rennfahren zu interessieren. Clärenore Stinnes ist eine von ihnen. Sie wurde 1901 in die Großindustriellen-Familie Stinnes hineingeboren, und die Gleichberechtigung von Mann und Frau war für sie selbstverständlich. Im Alter von 24 Jahren nahm sie erstmals an Autorennen teil und wurde durch ihre zahlreichen Siege zur erfolgreichsten Rennfahrerin Europas. Zusammen mit dem schwedischen Fotografen Carl-Axel Söderström begab sie sich auf ihre größte Reise: Mit dem Auto umrundeten sie innerhalb von zwei Jahren und einem Monat die Erde. Nach ihrer Rückkehr heiratete sie ihren Begleiter und zog mit ihm nach Schweden.
Julia Dingwort-Nusseck – die erste Frau der Bundesbank (* 1921)
Julia Dingwort-Nusseck wurde 1921 in Hamburg-Altona geboren. Nach ihrem Abitur auf einem Mädchengymnasium studierte sie Wirtschaftswissenschaften mit Diplom-Abschluss. Dem folgte eine steile Karriere – in all ihren Positionen war sie die erste Frau: 1947 übernahm sie die Leitung der Wirtschaftsredaktion beim NDR, 1969 wechselte sie als stellvertretende Chefredakteurin für den Bereich Fernsehen zum WDR und wurde dort 1973 zur Chefredakteurin ernannt. 1976 wechselte sie vom Fernsehen ins Bankgeschäft: Als erste Frau wurde sie Präsidentin der Landeszentralbank Niedersachsen und damit ebenfalls Mitglied im Zentralrat der Deutschen Bank. Julia Dingwort-Nusseck ist eine Pionierin, die gleich in mehreren Disziplinen die Stärke der Frauen bewiesen hat.
Barbara Schock-Werner – die erste Dombaumeisterin (* 1947)
Architektinnen gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. Doch Barbara Schock-Werner ist keine gewöhnliche Baukünstlerin. Von 1999 bis 2012 war sie die erste Dombaumeisterin von Köln und damit verantwortlich für eines der wichtigsten und populärsten Wahrzeichen Deutschlands. Barbara Schock-Werner wurde 1947 in Ludwigsburg geboren, nach der Mittleren Reife absolvierte sie zunächst eine Lehre als Bauzeichnerin und studierte danach Architektur in Stuttgart. Nach dem Studium arbeitete sie in einem Architektenbüro, das sich auf Denkmalschutz spezialisiert hatte. Doch auch der Wissenschaft blieb sie verbunden: Sie studierte Kunstgeschichte und Geschichte und lehrte später an diversen Hochschulen. Von 1992 bis 1996 hatte sie eine Professur an der Hochschule Erlangen-Nürnberg, 1998 wurde sie schließlich zur Dombaumeisterin berufen. 2012 gab sie das Amt an Michael Hauck weiter und ging in den Ruhestand.