Matthias Wolf (26 Jahre, Bauleiter bei Wolff & Müller) strebte schon zu Beginn seines Studiums eine gewisse Flexibilität an: Durch die Verbindung von kaufmännischem mit technischem Wissen lernte er gleich zwei Ebenen kennen, was ihm in seiner heutigen Funktion als Bauleiter sehr hilfreich ist. Von Christoph Berger
Seit September dieses Jahres befindet sich Matthias Wolfs Arbeitsplatz direkt in der Kölner Innenstadt. Dort ist das Bauunternehmen Wolff & Müller mit der Bauausführung für den Neubau eines Hotels beauftragt worden – unweit des Hauptbahnhofs und fußläufig zum Rhein. Wolf ist innerhalb des Bauprojekts einer von zwei Bauleitern. Für ausgiebiges Flanieren an der Rheinpromenade dürfte dem 26-Jährigen jedoch wenig Zeit bleiben. Zusammen mit seinem Kollegen hat er auf der Baustelle vielfältige organisatorische und aufsichtsrelevante Aufgaben zu leisten. „Nach dem Abriss des Bestandgebäudes laufen nun die Verbau- und die Aushubarbeiten“, erklärt er den Stand der Arbeiten. Dann wird mit dem eigentlichen Bau begonnen. Wenn das Hotel Ende 2013 fertiggestellt ist, werden dort 205 Zimmer und zwei Suiten für Gäste zur Verfügung stehen.
Das Kölner Hotel ist nicht das erste Projekt, an dem Wolf in der verantwortungsvollen Funktion eines Bauleiters mitarbeitet. Und das, obwohl er erst im Mai 2011 sein Wirtschaftsingenieurstudium mit Fachrichtung Bau an der RWTH Aachen abgeschlossen hat. „Den Kontakt zu Wolff & Müller hatte ich schon früh hergestellt. Bereits während des Studiums habe ich in dem Unternehmen ein 16-wöchiges technisches Praktikum absolviert, danach als Werkstudent weitergearbeitet. Und schließlich habe ich dort dann auch noch meine Diplomarbeit geschrieben“, beschreibt er seinen Start. Schon damals hat er auf Baustellen mitgearbeitet und die Abläufe mitbekommen. Dies kam ihm in dem anschließenden technischen Traineeprogramm und bei den ersten Projekten zugute. Er erklärt: „Nach dem Abschluss des Traineeprogramms ist der nächste logische Schritt die Weiterarbeit als Bauleiter.“ Das Traineeprogramm dauert ein Jahr. In der Zeit beschäftigen sich die Einsteiger mit unterschiedlichsten Querschnittsdisziplinen, die für ihre spätere Arbeit wichtig sind. Es geht zum Beispiel um Kalkulation und den technischen Innendienst. In ihrem ersten Projekt bekommen sie außerdem einen erfahrenen Bauleiter unterstützend zur Seite gestellt. Aber Wolf hat auch gelernt, dass außer dem Fachwissen für die erfolgreiche Projektdurchführung noch etwas anderes ganz entscheidend ist: „Man muss gut mit allen am Bau Beteiligten klarkommen.“
Eine gute Arbeitsatmosphäre herzustellen, ist nicht immer ganz einfach, schließlich sind bei Bauprojekten die Interessen vieler zu beachten: die des Bauherren, die der Nachunternehmer und letztlich auch die des eigenen Unternehmens. Hier zu vermitteln und einen Einklang zu erreichen, erfordert ein gehöriges Maß an Fingerspitzengefühl und Diplomatie – sowie auch an Durchsetzungsvermögen. „Der Ton ist manchmal hart“, weiß Wolf. „Aber auch immer fair.“
Während der Projektphasen verlegt Wolf sein gesamtes Büro auf die Baustelle – manchmal in einen Container mit Fenstern, manchmal in ein an die Baustelle angrenzendes Gebäude. So kann er schnell reagieren und auftretende Probleme direkt regeln. Denn trotz akribischer Vorbereitung: Jeder einzelne Tag ist schwer im Voraus planbar. So muss während eines Projekts immer wieder umdisponiert werden, um die Baustellenprozesse im Fluss zu halten und unnötige Kosten zu vermeiden. Wolf koordiniert als Bauleiter die Termine. Er weist außerdem Nachunternehmer ein, ist verantwortlich für die rechtzeitige Lieferung von Materialien, prüft die Qualität und korrekte Ausführung der geleisteten Arbeiten sowie die eingehenden Rechnungen. Und er organisiert die Gerätedisposition. „Im Prinzip ist jede einzelne Baustelle mit einem kleinen Unternehmen vergleichbar.“ Dafür ist organisatorisches Talent und technisches Wissen notwendig. Auch deshalb, um die vertraglich festgeschriebenen Leistungen korrekt zu erfüllen. Und manchmal schaut der Auftraggeber selbst auf der Baustelle vorbei. Dann läuft Wolf mit ihm über Gerüste und Balken und zeigt ihm die neuesten Entwicklungen. Außerdem freut er sich dabei über die Vielseitigkeit seines Jobs und darüber, dass er trotz seines Alters von allen Beteiligten ernst genommen wird. „Im Grunde genommen sind wir Eventmanager für Baggerballett.“