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Drahtlos bezahlen

Bargeldloses Bezahlen ist auf dem Vormarsch. Gerade testet die Deutsche Kreditwirtschaft im Großraum Hannover ein neues kontaktloses Bezahlsystem: Girogo. Es soll den Bezahlprozess an der Kasse effizienter machen und bald bundesweit eingeführt werden. Von Christiane Martin

„Der langsamste Prozess beim Einkaufen ist der Bezahlvorgang“, sagt Matthias Hönisch vom Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR). „Dem ständigen Optimierungsbedarf in diesem Bereich begegnen wir jetzt mit unserem neuen System Girogo.“ Dahinter verbirgt sich eine sogenannte kontaktlose Bezahlfunktion, die von der Deutschen Kreditwirtschaft entwickelt wurde. „Der BVR gehört neben vier weiteren Spitzenverbänden zur Deutschen Kreditwirtschaft, und eine unserer Aufgaben ist es, im Zahlungsverkehr für einheitliche und immer bessere Infrastrukturen zu sorgen“, erklärt der Zahlungsverkehrsexperte. Girogo werde als neue Möglichkeit zurzeit in einem Pilotprojekt im Raum Hannover getestet.

Funktechnologie im Einsatz
Und so geht’s: Der Kunde lädt auf seine Girocard einen Geldbetrag von bis zu 200 Euro. Die teilnehmenden Handelsunternehmen sind mit speziellen Terminals ausgestattet. Der Kunde hält seine Girocard vor das Lesegerät des Terminals – ohne sie in ein Gerät einführen zu müssen, also kontaktlos –, und der zu zahlende Betrag im Wert von bis zu 20 Euro wird von seiner Karte abgebucht. Die dabei genutzte Technologie ist eine Kurzstreckenfunkübertragung, genauer gesagt eine Art RFID (Radio Frequency Identification). Das ist ein drahtloses Datenübertragungssystem, bei dem beliebige Objekte mit einem kleinen Chip versehen werden, auf dem Daten gespeichert sind. Mit speziellen Lesegeräten können diese ausgelesen werden. „Verwendet wird diese Technologie beispielswiese in Stadien für die Zutrittskontrolle, aber auch für den Getränkeverkauf“, erklärt Matthias Hönisch. Das System eigne sich hervorragend auch für Girogo und komme deshalb hier zum Einsatz.

Seit April 2012 läuft nun das Pilotprojekt, um Girogo auf Praxistauglichkeit zu testen. Im Raum Hannover wurden dazu 1,3 Millionen Kunden von zehn Sparkassen und einigen Ortsbanken mit der richtigen Karte ausgerüstet. In bestimmten Filialen der teilnehmenden Unternehmen wie Edeka, dm oder Esso können sie nun kontakt- und bargeldlos Beträge bis zu 20 Euro bezahlen.

Sicherheit gewährleistet
„Die Terminals sind wenig störanfällig, und die Übertragung ist sicher,“ verspricht Matthias Hönisch. „Das kontaktlose Bezahlen mit Girogo entspricht den hohen Sicherheits- und Datenschutzstandards der Deutschen Kreditwirtschaft. Es ist eine Prepaid- Lösung, das heißt, dass beim Bezahlen lediglich auf das zuvor vom Kunden geladene Prepaid-Guthaben auf der elektronischen Geldbörse zugegriffen wird. Bei einer kontaktlosen Transaktion mit Girogo werden also keine Beträge vom Girokonto des Kunden gebucht.“ Sofern beim Bezahlen an der Kasse eine Karte versehentlich mehrmals hintereinander an das Bezahl- Terminal gehalten wird, löse nur das erste Signal eine Transaktion aus. Zum Bezahlen mit Girogo benötige der Händler außerdem ein Sicherheitsmodul, die sogenannte Händlerkarte. „Alle für die Transaktion benötigten Daten werden auf Basis internationaler Sicherheitsvorgaben verschlüsselt an das Händlerterminal übertragen“, so Matthias Hönisch weiter. Den wesentlichen Vorteil für den Kunden fasst er so zusammen: „Der Kunde kann schneller bezahlen und muss nicht warten.“ Wer also nur mal schnell ein Getränk oder einen Schokoriegel im Supermarkt um die Ecke holen will, dürfte mit dem neuen Bezahlsystem tatsächlich gut dran sein.

Bargeldlos ist einfacher
„Es geht aber auch darum, den bargeldlosen Zahlungsverkehr weiter auszudehnen“, erklärt Alexandra Antonatus von Edeka. Und da ist gerade bei den Einkäufen, deren Wert unter 20 Euro liegt, ein großes Potenzial – werden diese doch zu 98 Prozent bisher mit Münzen und Scheinen beglichen. Für die Handelsunternehmen ist das Be- und Entsorgen von Bargeld aber eine aufwändige Angelegenheit. „Da freut man sich über jeden, der mit Karte bezahlt. Mit Girogo kommt eine weitere Möglichkeit hinzu, die wir für sehr erfolgversprechend halten.“ Edeka nimmt deshalb auch am laufenden Pilotprojekt mit etwa 250 Filialen teil. „Nicht zuletzt natürlich auch, weil wir unseren Kunden mit der schnelleren Abfertigung an der Kasse mehr Service bieten wollen.“

Ein abschließendes Urteil über das Pilotprojekt möchte man noch nicht abgeben. „Da muss man erst einmal bis zum Ende im April 2013 warten“, sagt Alexandra Antonatus. Einen Verbesserungsvorschlag hat sie aber schon: „Der Betrag von 20 Euro, bis zu dem man mit Girogo bezahlen kann, sollte erhöht werden.“

Bald bundesweit
Nach Auslaufen des Pilotprojekts ist der bundesweite Einsatz von Girogo geplant. Die Sparkassen in Deutschland rüsten dazu bereits jetzt ihre Girocards – die frühen EC-Karten – mit dem entsprechenden Chip aus. In den kommenden Jahren sollen sämtliche 45 Millionen Karten der Sparkassen- Finanzgruppe mit der neuen Funktion ausgestattet werden. Das entspricht der Hälfte aller im Markt befindlichen Girokarten.

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