Das Berufsziel Ingenieur verbinden viele mit einem Maschinenbau- oder Elektrotechnikstudium. Doch nicht nur die klassischen Ingenieurdisziplinen bieten Absolventen gute Einstiegsmöglichkeiten in den Arbeitsmarkt. Gerade im Hinblick auf global aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Ressourcenschonung sind andere Ingenieurdisziplinen im Aufwind: zum Beispiel der Bereich Holztechnik. Von Prof. Frieder Scholz, Studiendekan Master Holztechnik an der Hochschule Rosenheim
Holz war schon immer ein natürlicher, nachhaltiger und flexibel einsetzbarer Werkstoff. In den letzten Jahren profitiert die Branche vom allgemeinen Umdenken: Allen voran bei alternativen Baukonzepten wird Holz als innovativer Werkstoff herangezogen. Entsprechend ausgebildete Ingenieure, die sich mit den spezifischen Materialeigenschaften von Holz auskennen, sind für die Industrie unerlässlich. Doch nicht nur im Bereich Bau, sondern entlang der gesamten Prozesskette der Holzbe- und -verarbeitungsindustrie bieten sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten für Holztechnik-Ingenieure. In Deutschland wird die spezialisierte Ausbildung zum Ingenieur im Bereich Holz nur an einer Handvoll Hochschulen angeboten. In Teilen decken weitere Hochschulen und Universitäten in Studiengängen wie zum Beispiel Bauingenieurwesen einen kleinen Bereich des Themenfeldes ab. Was viele nicht wissen: Gemeinsam mit der Forstwirtschaft zählt die Holzbranche zu den Leitbranchen Deutschlands. Der Wirtschaftszweig hat laut einer Studie der Universität Münster mehr Beschäftigte als die Automobil- oder die Elektroindustrie: fast eine Million Menschen. Im Bereich der Holzbearbeitungsmaschinen beispielsweise sind die deutschen Unternehmen weltweit Markt- und Technologieführer. Ganz der Ausbildung von Führungskräften im internationalen Umfeld der Holzbranche hat sich die Hochschule Rosenheim mit ihrem englischsprachigen Masterstudiengang Holztechnik mit dem Abschluss Master of Science verschrieben. Die Wurzeln der Hochschule liegen in einer der ersten Ingenieurschulen für Holztechnik des Landes – heute ist die Einrichtung eine der europaweit führenden Ausbildungsstätten der Branche. Gemeinsam mit der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau in der Schweiz führen die Rosenheimer den Masterstudiengang als sogenannten „Joint Master“ durch: Die Absolventen erhalten ein Abschlusszeugnis beider Hochschulen. Im Zentrum des Studiums stehen die Kompetenzerweiterung im Umgang mit den neuesten Technologien der Holzwirtschaft sowie die aktive Mitarbeit in aktuellen Forschungs- und Industrieprojekten der Hochschulen. Praxisnahe Ausbildung auf hohem wissenschaftlichen Niveau ist eine der Stärken des europaweit einzigartigen Studiengangs. Dabei wird durch eine interdisziplinäre Betrachtungsweise das Verständnis von Systemzusammenhängen ebenso geschult wie verantwortungsbewusstes Handeln in technischen Projekten.
Der Weg zum Masterstudium im Bereich Holztechnik führt über einen ersten fachlich einschlägigen Studienabschluss (Bachelor oder Diplom). Für den Rosenheimer Master werden Abschlüsse in den Studienrichtungen Holztechnik, Holzbau und Ausbau, Innenausbau oder verwandter Gebiete anerkannt. Bei vielen Studierenden geht dem Holztechnikstudium zudem oft eine handwerkliche Ausbildung voraus, wie die Statistik der Rosenheimer zeigt. Eine Tätigkeit als Tischler, Zimmerer oder Schreiner sensibilisiert im Umgang mit dem Werkstoff Holz – ist jedoch keine Voraussetzung für die Aufnahme des Studiums. Eine gewisse Faszination für den Werkstoff mit seinen Rundungen, Ecken und Kanten ist aber von Vorteil. Ein Blick auf die Lebensläufe der aktuellen Studierenden und Absolventen des Rosenheimer Holztechnik-Masters zeigt: Die Beweggründe für das Masterstudium sind so vielseitig wie die späteren Beschäftigungsmöglichkeiten. Alumni Johann Betz nutzte den Master, um nach erster Berufstätigkeit mit Diplomabschluss seine Einstiegschancen im englischsprachigen Ausland zu erhöhen. Mit Erfolg: Heute ist er als selbstständiger Ingenieur und Berater für neuartige Holzprodukte im Großraum Australien und Neuseeland tätig. Andere entscheiden sich gleich nach dem Bachelor für das Masterstudium, um ihre Kenntnisse in anwendungsorientierten Gebieten zu intensivieren. Absolvent Frank Hoffmann beispielsweise stieg mit dem Mastertitel direkt als Projektleiter in einer Innenausbau-Firma ein, wo er nun die operative Unternehmensentwicklung leitet. Ein Karriereschritt, auf den ihn der Master gut vorbereitet hat. Wiederum andere wollen nach längerer Berufstätigkeit im Masterstudium die aktuellen Hintergründe ihrer beruflichen Praxis erforschen – weit mehr als in beruflichen Fortbildungsseminaren. Durch die Möglichkeit zur Aufnahme des Studiums in Teilzeit muss dabei nicht auf den Job verzichtet werden: Weiterqualifikation und Berufstätigkeit lassen sich in Rosenheim verbinden.
Der modular aufgebaute Studiengang erlaubt ein individuell abgestimmtes, an unterschiedlichste Bedürfnisse angepasstes Studium. Die Studierenden wählen zwischen den Vertiefungsrichtungen „Products and Processes“ und „Timber Engineering“ und legen damit den Grundstein für ihre Spezialisierung. Im Bereich Products and Processes werden Fragestellungen der Produktion und der Produktentwicklung behandelt: Produktmanagement und -entwicklung, Werkstofftechnologie, Automatisierung und Logistik. Die Vertiefung im Bereich Timber Engineering beinhaltet alle Aspekte des Entwurfs und der Konstruktion von Holzbauten und angrenzender Bereiche wie der Bauphysik im Innenausbau, Bauen im Bestand oder Gebäudetechnik. Je nach gewähltem Studienschwerpunkt umfassen spätere Aufgaben der Holztechnik- Master beispielsweise Planung, Aufbau, Nutzung und Betreuung von Fertigungsanlagen der Möbel-, Fenster-, Türenindustrie, der Treppen- oder der Bauelementeherstellung. Auch die Entwicklung von Maschinen und Anlagen, von Produkten und Verfahren, wirtschaftliche Abschätzung von Produktionsprozessen, Produktionsorganisation und Personalführung gehören zu den Tätigkeiten des Holztechnik-Ingenieurs. Als Spezialist erkennt er Marktforderungen und setzt diese in Ideen und Entwicklungen um – im Einklang mit ökologischen Erfordernissen. Darüber hinaus bieten sich Arbeitsmöglichkeiten in den Bereichen Vertrieb, Kundendienst und Beratung von Abnehmern. Mit dem großen internationalen Rosenheimer Netzwerk im Hintergrund sind die Absolventen bestens für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft gerüstet.
Holztechnik (M. Sc.) an der Hochschule Rosenheim (Joint Master mit Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau)
Ausbildung
- modular aufgebauter, englischsprachiger Masterstudiengang
- Studienziel: Master of Science
- Regelstudienzeit: 3 Semester (Vollzeit)/6 Semester (Teilzeit), 90 ECTS
- Akkreditierung durch ASIIN
Voraussetzungen für Masterstudium
- Bachelor- oder Diplomstudium der Studienrichtungen Holztechnik, Holzbau und Ausbau oder Innenausbau oder verwandter Gebiete mit einem Studienabschluss der Gesamtnote „gut“ (also besser als 2,5)
- Nachweis von Englischkenntnissen
- Motivationsschreiben
- Persönliche Voraussetzungen: zielorientiertes Arbeiten und Fähigkeit zur Selbstorganisation
Weitere Informationen unter www.fh-rosenheim.de/holztechnik_master.html