Zukunftsmarkt klingt immer ein wenig nach Wunschdenken. Doch was die Medizintechnik anbetrifft, stützen Daten die Hoffnung – und für Absolventen rollen viele Unternehmen den roten Teppich zur Karriereleiter aus. Von Petrina Engelke
Die Medizintechnik lockt mit spannenden Aufgabenfeldern für Ingenieure: Sie erfinden Prothesen, mit denen beinamputierte Menschen Marathon laufen können, oder überwachen und warten Geräte auf Intensivstationen. Sie bauen Roboter, die hochsensible Operationen vornehmen, oder machen das Personal im Dialysezentrum mit der neuesten Technik vertraut. „Mit einem Gesamtumsatz von 21,4 Milliarden Euro und 92.000 Mitarbeitern zählt die Branche zu einem der Eckpfeiler der deutschen Wirtschaft“, sagt Daniela Waterböhr von Spectaris, dem Deutschen Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. Ein Akzent liege auf der Entwicklung neuer Technologien. „Damit ist die Branche auf Ideenreichtum und helle Köpfe angewiesen.“
Innovationsbranche Medizintechnik
Der Studie „MedTech 2020“ des Verbands der Elektrotechnik zufolge führt die Medizintechnik in Deutschland bei den Patentanmeldungen. Die Medizintechnik-Industrie investiert doppelt so viel in Forschung und Entwicklung wie der Durchschnitt des verarbeitenden Gewerbes: nämlich neun Prozent ihres Umsatzes.
Quelle: www.vde.com
Im Juni 2012 veröffentlichte die Personal- und Unternehmensberatung Kienbaum eine Studie zu aktuellen Personalthemen in der Gesundheitswirtschaft. Der für den Medizintechnikteil verantwortliche Kienbaum- Berater Alexander Mischner stellt fest: „Wir beobachten in der jüngeren Vergangenheit quer durch alle Bereiche der Medizintechnik einen stetig ansteigenden Bedarf an qualifizierten Fach- und Führungskräften. Vor allem in kundennahen Abteilungen wie Vertrieb und Marketing suchen viele Unternehmen mit verstärkter Kraft nach geeigneten neuen Mitarbeitern.“
Und worauf kommt es besonders an? „Medizinisches Wissen ist für eine Karriere in der Medizintechnik keine Voraussetzung, aber ein grundlegendes Verständnis für medizinische Abläufe ist sicher wünschenswert“, sagt Waterböhr. Schließlich arbeiten Ingenieure in diesem Berufsfeld oft mit Ärzten zusammen. Mit technischen Spezialkenntnissen kann man in der Forschung und Entwicklung punkten, im Vertrieb wiederum zählt anderes, erklärt Mischner: „Da kommt es eher auf überfachliche Qualifikationen an, zum Beispiel die Fähigkeit, einen komplizierten technischen Sachverhalt allgemeinverständlich darzustellen.“
Nach dem Einstieg in die Medizintechnik winken leistungsbezogene Vergütung, flexible Arbeitszeitmodelle und spezielle Karriereprogramme: Viele Unternehmen bemühen sich, jungen Absolventen mannigfaltige Anreize zu bieten. Der Fachkräftemangel spielt auch hier in die Hände der Bewerber. Auf die leichte Schulter sollte man das Gespräch mit dem zukünftigen Chef dennoch nicht nehmen. Mischner warnt: „Eine offen zur Schau getragene gleichgültige Haltung kommt auch in Zeiten des Ingenieurmangels nicht gut an.“