Welcher Studierende kennt sie nicht, die Berichte von den absoluten Traumarbeitsplätzen: Bei dem größten Internetkonzern soll das Büro wie eine Mischung aus Lounge, Club und Fitnessstudio aussehen. Hochschulabsolventen fragen sich, wie ihre eigenen Perspektiven aussehen. Von Kerstin Tote, Charta der Vielfalt e.V. www.charta-der-vielfalt.de
2006 gründeten vier große Konzerne zusammen mit Staatsministerin Maria Böhmer, der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, die Initiative „Charta der Vielfalt“, um für ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld zu sorgen. Eine moderne Strategie hatte es aus den USA bis in die Managementebenen deutscher Unternehmen geschafft. Ihr Name: Diversity Management. Dabei geht es um den richtigen Einsatz und das Management von personeller Vielfalt. Die Wertschätzung der Vielfalt der Beschäftigten ist nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern dient dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Hier gibt es eine Reihe von Effekten: Beschäftigte, die sich respektiert fühlen, sind loyaler und arbeiten motivierter. Die richtige Zusammensetzung von gemischten Teams erweitert Perspektivenreichtum, Kreativität und marktgerechte Anpassung von Unternehmen und damit ihre Effizienz. Auch die öffentliche Wahrnehmung wird durch ein pluralistisches Unternehmensbild positiv beeinflusst.
Mittlerweile wird die Initiative von dem gemeinnützigen Verein „Charta der Vielfalt e.V.“ getragen, und dieser ist der Impulsgeber, wenn es um Vielfalts- Management in Deutschland geht. 18 Konzerne sind Mitglied im Verein, Staatsministerin Böhmer hat einen festen Vorstandssitz und ist damit die Verbindung zur politischen Szene der Hauptstadt. Herzstück des Vereins ist eine Selbstverpflichtung. Mit ihrer Unterzeichnung verpflichten sich Organisationen dazu, eine Kultur zu pflegen, die auf Respekt und Wertschätzung beruht. Diese Selbstverpflichtung haben bereits über 1300 Unternehmen und öffentliche Institutionen unterschrieben, damit repräsentieren sie sechs Millionen Beschäftigte. Diversity Management hat sich somit zu einem breiten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Trend entwickelt. „Wichtig für Unternehmen ist es, die ,Herausforderung Vielfalt‘ als ganzheitlichen Diversity-Ansatz zu begreifen und als Querschnittsstrategie in alle Unternehmensbereiche zu implementieren“, so Aletta Gräfin von Hardenberg, Geschäftsführerin des Vereins.
Die Konzentration auf einen Aspekt von Vielfalt ist also nicht zu empfehlen, schließlich zeichnet sich die moderne Gesellschaft durch eine Vielzahl an Zugehörigkeiten aus: Alter, Gender, ethnische und soziale Herkunft, Weltanschauung und Religion, Behinderung oder sexuelle Orientierung. Abhängig von den Voraussetzungen in der Organisation, sei es die Struktur der Beschäftigten oder auch die Zielgruppe der Organisation, müssen die Maßnahmen individuell entwickelt werden. Diversity ist eine Reise, und Voraussetzung ist, sich auf den Weg zu machen.