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Startfrauen in führungspositionenBlickpunkt: Pionierinnen

Blickpunkt: Pionierinnen

Sie kämpften in einer männlich dominierten Gesellschaft für ihre Überzeugungen, setzten sich an die Spitze der technischen und künstlerischen Innovation und prägten den Verlauf der Geschichte mit ihren Ideen. In unserer Pionierinnen-Reihe stellen wir Frauen vor, die mit ihrem Mut und ihrem Durchsetzungsvermögen den Weg zur Gleichberechtigung geebnet haben.

Lore Maria Peschel-Gutzeit (1932 – 2023) – Juristin und Kämpferin für Frauenrechte

Als „Wolf im Schafspelz“ habe Lore Peschel-Gutzeit sich selbst bezeichnet, schrieb Alice Schwarzer in ihrem Nachruf auf die Juristin, und kommentiert „Sie war mit ihrem Faible für klassische Kostüme und Schleifenblusen äußerlich eine hanseatische Lady, innerlich aber eine echte Radikale: gerecht, aufrichtig, unerschrocken.“ Peschel-Gutzeit wurde in Hamburg geboren, dort und in Freiburg studierte sie Jura. Nach dem Zweiten Staatsexamen arbeitete sie kurze Zeit als Anwältin, dann wurde sie zur Richterin am Hamburger Landgericht berufen. Über 30 Jahre war sie als Familienrichterin tätig. Sie war Vorsitzende des Juristinnenbundes und die erste Vorsitzende Richterin am Hanseatischen Oberlandesgericht. Ihr gesamtes Leben setzte sie sich für Gleichberechtigung und für Kinderrechte ein, so kämpfte sie für das gemeinsame elterliche Sorgerecht, erarbeitete im Rahmen der „PorNO-Kampagne“ der Zeitschrift Emma einen Gesetzentwurf gegen Pornografie, stritt für die Renten für pflegende Frauen und engagierte sich gegen die Prügelstrafe für Kinder. Als SPD-Mitglied war sie ab 1991 Justizsenatorin, erst in Hamburg, dann in Berlin und schließlich wieder in Hamburg. Das Gesetz, das ihren Namen trägt „Lex Peschel“, initiierte sie bereits 1968: Als alleinerziehende Mutter von drei Kindern schuf sie die rechtliche Grundlage dafür, dass Beamtinnen und Richterinnen mit Kindern in Teilzeit arbeiten und in Familienzeit gehen konnten – sie selbst nutzte diese Möglichkeit aber nicht.

Elisabeth Treskow (1898 – 1992) – Goldschmiedin und Gestalterin der Meisterschale

Bild: AdobeStock/bigmen AdobeStock/bgpsh/Eduard Martin
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Sie war eine der ersten professionellen Goldschmiedinnen Deutschlands und schuf ein berühmtes Werk, das liebevoll auch „Salatschüssel“ genannt wird und Jahr für Jahr hart umkämpft und heiß begehrt wird: Die Meisterschale des Deutschen Fußball-Bundes. Elisabeth Treskow wurde 1898 in Bochum geboren und begann schon mit 16 Jahren mit der Arbeit an ersten Schmuckstücken. An der Folkwangschule in Essen studierte sie Malerei und besuchte die Metallklasse, dann absolvierte sie in München eine Ausbildung zur Goldschmiedin, richtete sich, wieder zurück in Essen, ein Atelier ein und legte ihre Meisterprüfung ab. Nach dem Krieg wurde sie an die Kölner Werkschulen berufen, dort leitete sie die Gold- und Silberschmiedeklassen. In den folgenden Jahren erhielt sie Aufträge erster Klasse: Sie restaurierte den Dreikönigenschrein im Kölner Dom, fertigte die Amtskette des Kölner Oberbürgermeisters und die besagte „Salatschüssel“. 1956 wurde sie zur Professorin an den Kölner Werkschulen ernannt.

Aretha Franklin (1942 – 2018) – Queen of Soul

Bild: AdobeStock/bigmen
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Sie ist die erste Frau, die in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurde und Gewinnerin von 18 Grammys sowie des Grammy Living Legends Award. „Ein Geschenk Gottes“ nannte Mary J. Blige sie. Doch von vorne. Aretha Franklin wurde 1942 in Memphis geboren, ihr Vater war Baptistenprediger. Durch die Kirche kam sie schon als Kind mit Musik in Berührung, sang im Chor und lernte Klavier spielen. 1956 erschien ihre erste Platte, ein Gospelalbum – und damit begann eine Karriere, die mehr als sechzig Jahre dauerte. „Respect“ war 1967 ein Nummer-Eins-Hit und wurde zur Hymne des schwarzen Befreiungskampfes und der Frauenbewegung. Mit ihren Songs wie „I say a little Prayer“ oder „(You make me feel like) a natural woman“ hielt sie lange den Rekord für die meisten Singles in den US-amerikanischen Charts, gehörte zu den Künstler*innen mit den meisten verkauften Tonträgern weltweit. Doch das Leben der erfolgreichen Künstlerin war auch von Tragödien geprägt: Aretha Franklin bekommt zwei ihrer vier Kinder bereits als Teenager, mit zwölf und vierzehn Jahren nach Vergewaltigungen. Lange kämpft sie mit Depressionen und Alkoholproblemen. Sie heiratet zweimal, in der ersten Ehe mit ihrem Manager Ted White wird sie Opfer von Gewalt. Mit 76 Jahren erliegt sie einer Krebserkrankung.

Jil Sander (*1943) – Modedesignerin

Maria Wiesner: Jil Sander. Eine Annäherung.Harper Collins 2023. 24 Euro
Maria Wiesner: Jil Sander. Eine Annäherung.
Harper Collins 2023. 24 Euro

Sie gilt als die „Queen of less“ und ist eine der wenigen deutschen Modedesigner*innen, die den internationalen Durchbruch geschafft haben: Heidemarie Jiline „Jil“ Sander. Geboren wurde sie 1943 – ihre Mutter war aus Hamburg aufs Land geflohen und brachte ihr Kind in einem Luftwaffenlazarett zur Welt. Einige Jahre später kommen sie zurück nach Hamburg, wo Jil aufwächst. Sie studiert Textilingenieurwesen in Krefeld, von dort aus geht es für sie in die weite Welt, nach Los Angeles und New York, wo sie als Moderedakteurin arbeitet. Zurück in Hamburg eröffnet Jil Sander mit erst 24 Jahren eine Boutique, in der sie später auch ihre eigene Kollektion anbietet. Mit puristischen Entwürfen, gefertigt aus hochwertigen Materialien, wird sie super erfolgreich. Sie expandiert international, bringt überaus erfolgreich Parfums auf den Markt, erweitert das Sortiment um Männermode. Als erste Frau der Modebranche bringt sie ihr Unternehmen 1989 an die Börse, zehn Jahre später verkauft sie es dann an Prada. Sie zieht sich aus dem Unternehmen zurück, übernimmt später aber noch zwei weitere Male den Chefinnensessel. Viele Jahre lang lebt Jil Sander mit ihrer Lebenspartnerin Angelica Mommsen zusammen, die 2014 stirbt. Heute lebt Sander in Berlin- Charlottenburg und auf Ibiza.

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