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Work-Life-Blending: Interview mit Prof. Christian Scholz

Der Generationenkenner. Wenn sich BWL-Professor Christian Scholz mit den Unternehmen der Zukunft beschäftigt, blickt der Personal-Experte und Ökonom vor allem auf die Menschen, die dort arbeiten. Scholz erkennt, dass die junge Generation Z mit vielen Ansätzen bricht, die heute als zeitgemäß gelten. Garantien statt Flexibilität, Trennung statt Blending – Führungskräfte sind gut beraten, sich mit den Vorstellungen des Nachwuchses auseinanderzusetzen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Christian Scholz (geboren 1952 in Vöcklabruck/Oberösterreich) studierte in Regensburg und an der Harvard Business School. Seit 1986 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Organisation, Personal- und Informationsmanagement an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Er etablierte sich als Experte für Personalmanagement, sein zentrales Tätigkeitsfeld ist die Erforschung der Arbeitswelt. Dabei beschäftigt sich Christian Scholz intensiv mit der Generation Z und ihren Auswirkungen auf die Arbeitswelt der Zukunft. Im Oktober erscheint als Nachfolger zu „Generation Z“, ebenfalls bei Wiley, sein neues Buch „Mogelpackung Work-Life-Blending“.

Herr Prof. Dr. Scholz, Ihr neues Buch ist eine kritische Abrechnung mit der Idee des Work-Life-Blending. Was ist falsch daran, wenn die Grenzen zwischen Privatleben und Arbeit zerfließen?
Bei der Work-Life-Balance gab es noch den Anspruch, eine Balance zu finden. Das Blending – manche sagen auch Work-Life-Flow oder Work-Life-Integration – steht für eine völlige Vermischung: Alles geht ineinander über. Es gibt also keine zeitlichen und räumlichen Grenzen mehr zwischen Freizeit und Arbeitszeit. Das ist der Abschied von geregelten Arbeitszeiten, oft aber auch von festen Arbeitsplätzen. Wir reden also von der vollkommenen Flexibilisierung der Arbeit.

Aber ist diese Flexibilisierung der Arbeitszeit nicht genau die Entwicklung, die von der jungen Generation eingefordert wird?
Das wird behauptet. Von Seiten der Unternehmen und der Politik. Bei den Vertretern der Generation Y war das in vielen Fällen auch noch so: Die haben beim Einstieg in den Job geglaubt, dass sich Leistung lohnt und Loyalität auszahlt. Diese Generation war optimistisch.

Ist die Generation Z pessimistisch?
Nein, eher realistisch. Diese jungen Menschen haben sehr genau hingeschaut, was in den vergangenen Jahren passiert ist. Sie haben erkannt, dass Karriere mit Stress oder Burn-out einhergehen kann, dass Unternehmen ganz andere Dinge im Kopf haben, als sich tatsächlich um das Wohl ihrer Mitarbeiter zu kümmern. Wenn diese jungen Leute den Begriff Flexibilisierung hören, läuten sofort die Alarmglocken.

Zurecht?
Ja, denn was als Flexibilisierung verkauft wird, ist eine Mogelpackung. Im Grunde handelt es sich um eine Planlosigkeit des Personalmanagements. Statt die Arbeit in Teams so aufzustellen, dass jeder weiß, was und wann zu tun ist, wird auf diesen Plan verzichtet und improvisiert: „Jetzt brauchen wir ein Meeting – jetzt holen wir die Leute zusammen, egal, wo sie gerade sind und was sie gerade machen.“

Das Management verfügt also über die Zeit der Mitarbeiter. Hier ist verstärkt Management-Diagnostik erforderlich, denn was bei diesem Ansatz fehlt, ist die soziale Management-Kompetenz, eine Arbeitsstruktur aufzustellen, an die sich alle zu halten haben, die aber eben auch freie Zeit planbar macht und garantiert. Stattdessen wird Arbeit auf Abruf eingefordert.

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